Ob in der Oper von Sydney, bei den New Yorker Philharmonikern oder im thailändischen Königspalast – die Instrumente von Thein Brass aus Bremen erklingen auf allen Kontinenten. Neben einer sehr hohen handwerklichen Qualität punktet die in den 1970er Jahren gegründete Meisterwerkstatt durch ihre große Entwicklungsfreude.
Messinggeruch liegt in der Luft. Die junge Werkstattmeisterin poliert Ventilteile auf Hochglanz, während ihr Kollege nochmal prüfend über einen fertigen Posaunenzug streicht. Nur wenige Meter weiter nimmt eine Trompete Gestalt an. In der lichtdurchfluteten Werkstatt von „Thein Brass“ in Bremen-Walle zaubern fachkundige Hände aus hauchdünnem Blech meisterliche Instrumente. Und das schon seit fast 45 Jahren.
Gegründet wurde die Manufaktur von Heinrich und Max Thein. Die Brüder entstammen einer alten Bremer Instrumentenbaudynastie, die sich vor allem mit Klavieren einen Namen gemacht hat. Theinsche Pianos erklangen sogar auf Ozeanriesen wie der „Titanic“. Heinrich Thein (71) hat sich mittlerweile aus der Geschäftsführung zurückgezogen, seit 2015 leitet sein 61-jähriger Bruder die Firma zusammen mit dem Endvierziger Olav Brandt. „Man wird nicht Instrumentenbauer, um Geld zu verdienen“, sagt Brandt. „Die Musik steht im Vordergrund, der Klang, die Möglichkeiten. Es ist so eine Art Lebensphilosophie.“ Thein Brass verkauft vor allem Posaunen und Trompeten. Das Portfolio reicht jedoch vom Waldhorn bis zur Tuba. Auch historische Instrumente werden gebaut, zum Beispiel Dreilochtrompeten.
Bekannt ist die Manufaktur zudem für ihre Entwicklungsfreude. „Sie hat durch zum Teil einzigartige Innovationen eine große internationale Reputation gewonnen“, sagt der bekannte Bremer Jazztrompeter Ulrich Beckerhoff anerkennend. Etwa bei der Weiterentwicklung der Kontrabassposaune. Max und Heinrich Thein waren die ersten, die diese zu einem gut gebräuchlichen, doppelventiligen Orchesterinstrument machten. Klanglich liegt sie zwischen Bassposaune und Tuba und kommt beispielsweise bei manchen Wagner-Stücken zum Einsatz.
„Wir machen sehr viel mit der Hand“, sagt Brandt. „Maschinell gefertigten Instrumenten fehlt dieses Quäntchen Leben im Ton.“ Die Bremer verarbeiten drei Messingvarianten: mit 70, 85 oder 90 Prozent Kupfer. Vor rund 30 Jahren entwickelten die Theins hauchdünne Bleche mit einer Stärke von 0,3 Millimetern für die Schallbecher. „Das war schon ein Meilenstein“, betont Brandt.
Jedes Instrument hat einen eigenen Bauplan. „Es entwickelt sich auch immer weiter“, erklärt Brandt. In den Plänen sind auch die verschiedenen Techniken beschrieben, in manchen Fällen zum Beispiel, dass man nur mäßig mit dem Hammer schlagen soll. 20 bis 30 Prozent der Trompeten und Posaunen werden vergoldet, die übrigen versilbert. „Das hat klangliche Gründe“, sagt der Geschäftsführer. „Die galvanische Schicht verbindet sich. Die Obertöne werden angeregt, versilberte Instrumente klingen heller und strahlender.“ Gold mache den Klang „noch ein bisschen runder und eleganter. Die Vergoldung kappt die Obertöne etwas.“
Instrumentenbauer Günther Poppe arbeitet seit 22 Jahren bei Thein Brass. Er ist stolz darauf, dass die Instrumente aus Bremen in der ganzen Welt gespielt werden. „In der Oper in Sydney, bei den New York Philharmonics.“ 70 Prozent der Instrumente gehen ins Ausland. An diesem Nachmittag hat Poppe eine Spezialanfertigung für einen japanischen Posaunisten auf der Werkbank. „Ich baue überwiegend Posaunen“, so Poppe. „Aber eigentlich hab‘ ich alles schon gebaut.“ Gerne erinnert er sich an den Nachbau von 22 historischen Naturtrompeten für den Palast des thailändischen Königs Bhumibol im Jahre 1999.
Musiker Uli Beckerhoff schwärmt von der Qualität der Bremer Werkstatt. „Ich schätze vor allen Dingen an meinen Instrumenten der Firma Thein, dass sie handwerklich exzellent gearbeitet sind“, sagt der Professor der Folkwang Hochschule in Essen und künstlerischer Leiter des Bremer Festivals „Jazzahead“. „Sie sind wie ein Maßanzug, der sehr präzise auf die Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen Bläsers zugeschnitten ist.“ Auch bekannte Künstler wie der Bassposaunist Ben van Dijk und der Trompeter Matthias Höfs sind überzeugt von Thein Brass.
Neben handwerklichem Geschick müsse ein Instrumentenbauer „sehr gut zuhören können, was der Musiker möchte“, sagt Olav Brandt. Jeder Musiker sei unterschiedlich. Kaufinteressenten können die Instrumente ausgiebig in einem der Spielräume testen und sie auch ein oder zwei Wochen Zuhause ausprobieren. Die meisten Musiker werden bei den vorhandenen Modellen fündig. Beckerhoff lobt die Mitarbeiter von Thein Brass: „Sie nehmen sich sehr viel Zeit für jeden einzelnen Kunden, unabhängig davon, ob es sich um einen sehr bekannten Profimusiker oder einen Laien handelt.“
Thein Brass hat eine 18-köpfige Belegschaft. Ein Drittel der Beschäftigten ist weiblich, seit rund sechs Jahren arbeiten in der Werkstatt auch Instrumentenbauerinnen. „Das ist keine Frage der Kraft, wenn man die Techniken beherrscht“, sagt der Geschäftsführer. In puncto Feinmotorik seien die Frauen zudem oft besser als ihre männlichen Kollegen. Die Manufaktur legt großen Wert auf Auszubildende, derzeit sind es vier. Nach der Lehre soll der Nachwuchs möglichst im Haus bleiben. „Danach geht das Lernen erst los“, sagt Brandt. „Man arbeitet sich peu à peu ran.“ Es dauere etwa zwei Jahre, die frisch Ausgelernten „auf den Thein-Stil“ zu bringen. Der Nachwuchs liegt Thein Brass auch sonst am Herzen. Das Unternehmen fördert Bläserklassen an Schulen und lädt regelmäßig zu Coachings und Workshops mit Profimusikern.
Thein ist übrigens auch eine Meisterwerkstatt für Schlaginstrumente. Triangeln entstehen dort in sieben verschiedenen Größen. „Sie werden per Hand geschmiedet und gebogen“, sagt Brandt. Konventionelle Triangeln klingen zehn bis zwölf Sekunden nach, die Bremer dagegen satte 40 Sekunden.
Gesa Fink, Thein Brass OHG, Tel.: +49 421 325693, E-Mail: contact@thein-brass.de
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 2: Thein Brass verarbeitet Messing mit drei unterschiedlich hohen Kupferanteilen. © WFB/Berit Böhme
Foto 3: Olav Brandt lötet Teile einer Trompete zusammen. © WFB/Berit Böhme
Foto 4: Musiker können in der Manufaktur aus einer Vielzahl von Mundstücken wählen. © WFB/Berit Böhme
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