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17.12.2021 -

Briefe aus dem Silicon Valley: Winter 2021

Digitalisierung / Industrie 4.0

Technologien und Trends aus dem Tal der Techies

Collage Golden Gate Bridge und Tim Ole Jöhnk

Der Raumfahrtsektor boomt – Elon Musk und das ganze Silicon Valley greifen nach den Sternen. Auch ein bremisches Unternehmen spielt in dieser illustren Liga – mit Hilfe aus dem Norden. Wie das auch anderen Unternehmen gelingen kann, dazu mehr in unserem Länderbrief Winter 2021.

Direkt aus den USA meldet sich Tim Ole Jöhnk, Direktor des Northern Germany Innovation Office (NGIO), mit Themen, die das Silicon Valley in den vergangenen Tagen und Wochen heiß beschäftigten. Sie wollen unsere Länderbriefe regelmäßig als Newsletter erhalten? Melden Sie sich hier an.

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New Space Economy – alle wollen ins Weltall

Der Weltraum ist schon längst kein besinnlich-ruhiger Ort mehr. Das sollte den meisten spätestens nach den spektakulären Raumflügen von Jeff Bezos und Richard Branson in diesem Jahr aufgefallen sein. Die New Space Economy erobert seit einigen Jahren das Weltall und die ganze Branche ist wie elektrisiert: Sie setzte im vergangenen Jahr allein 447 Milliarden Dollar um und wächst stark.

Besonders der LEO – der Low Earth Orbit – bis in rund 1.500 Kilometern Höhe hat es vielen aufstrebenden Unternehmen angetan. Denn er ist mit relativ einfachen Mitteln zu erreichen. Start-ups wie Rocket Lab aus Los Angeles oder die deutschen Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg bauen Miniraketen – Microlauncher – die Kleinstsatelliten ins All tragen. Und das gleich tausendfach: Allein die im Aufbau befindlichen Telekommunikationsnetzwerke von SpaceX oder OneWeb sollen aus tausenden von kompakten Satelliten, sogenannten Konstellationen, bestehen. Schwebten 2010 noch knapp 1.000 Satelliten im All, waren es 2020 schon 3.400 – bis 2030 sollen es über 100.000 sein.

Elon Musks Raumfahrtkonzern SpaceX ist dabei ganz klar der Platzhirsch in der New Space Economy. Aber viele Mitbewerbende wollen einen Teil des Kuchens abhaben – wie auch Investorinnen und Investoren. In den ersten neun Monaten 2021 zählte der Weltraum-Risikokapitalgeber Space Capital bereits mehr als 25 Milliarden Dollar an Investments.

Das Geld beflügelt auch Konzepte, die manche eher in der Science-Fiction als in der Realität ansiedeln würden. Ein Beispiel ist etwa das Start-up Spin Launch. Das will Raketen mit einer gigantischen Schleuder ins Weltall befördern und so die Flugkörper selbst kleiner und kostengünstiger machen.

Neben Raketen und Satelliten stehen auch Services ganz weit oben auf der Einkaufsliste der Geldgebenden: Denn Dienste, die auf Daten aus dem Weltall zurückgreifen, erleben einen Boom. Dabei geht es nicht nur um Satelliteninternet, sondern auch um Erdbeobachtung, Klimaüberwachung oder – wie im Falle von LeoLabs – um Kollisionsschutz. Das Unternehmen überwacht den LE-Orbit, um Zusammenstöße zwischen Satelliten vorhersagen und verhindern zu können.

Viele der Unternehmen und Programme siedeln sich dabei im Bezirk Los Angeles an, der sich so zu einem „Silicon Valley of Space“ mausert – besonders in der Stadt Long Beach, die bereits inoffiziell auf „Space Beach“ umgetauft wurden.

US-Raumfahrtabteilung will ein Stück vom Kuchen

Raketenstart
© pixabay

Diesen Boom will sich auch das US-Verteidigungsministerium nicht entgehen lassen – lange Zeit neben der Zivilbehörde NASA weltweit größter Auftraggeber für Weltraumfirmen. Die US Space Force, der Weltraumarm der Streitkräfte, hat sich 2021 mit dem Risikokapitalgeber Embedded Ventures aus Los Angeles zusammengetan. Das ist ein eher ungewöhnlicher Schritt, denn normalerweise arbeitet das Verteidigungsministerium bei der Entwicklung nicht mit Investoren und Investorinnen zusammen. Dieser Schritt soll dem US-Militär den Zugang zu neuen Start-ups erleichtern. Unter dem Namen SpaceWERX läuft das Programm, das zwar kein monetäres Investment beinhaltet, aber Start-ups einfacheren Zugang zu Technologien und Informationen ermöglicht.

Ein weiteres Beispiel ist die Hyperspace-Challenge, ein Raumfahrtinkubator der US Space Force, bei dem zwölf Teams an realen Herausforderungen arbeiten, zum Beispiel zum autonomen Fahren auf fremden Planeten oder zur Vorhersage von Weltraumwetter.

Bremen auf dem Weg in die New Space Economy

Egbert van der Veen
© OHB

Auch in der deutschen City of Space verfolgen die Unternehmen die Entwicklungen „drüben“ eng. Allen voran der bremische Satellitenbauer OHB. Mit einer Mehrheitsbeteiligung am Raketen-Start-up Rocket Factory Augsburg will das Unternehmen am Space-Boom teilhaben. Aber auch im eigenen Kerngeschäft streckt das Unternehmen seine Fühler in Richtung Vereinigte Staaten aus. Seit nunmehr einem Jahr ist OHB Partner des Northern Germany Innovation Offices (NGIO). „Das ist im Grunde eine Win-Win-Situation“, sagt Egbert van der Veen, Leiter Strategie und Geschäftsführer Venture Capital bei OHB über die Zusammenarbeit im Interview mit der WFB. Für ihn gehe es darum, Start-ups oder kleine Unternehmen zu finden, die in der Lage seien, die OHB-Produkte und Dienstleistungen in die USA zu exportieren oder andersherum, bei denen die OHB helfen könne, Raumfahrtservices verfügbar zu machen.

Technologietransfer Europa-USA im Mittelstand

Skyline
© pixabay

Wie das Beispiel OHB zeigt, möchte das NGIO dem Mittelstand in Norddeutschland die Chance bieten, von den technologischen Entwicklungen in den USA zu profitieren. Eine Möglichkeit ist das Small Business Innovation Research Program (SBIR/STTR). Das Förderinstrument der US-Regierung verfolgt das Ziel, mittelständischen Unternehmen die Kommerzialisierung von neuen Technologien zu ermöglichen. Als staatliches Programm haben nur US-Unternehmen oder solche im US-Mehrheitseigentum die Chance, eine Förderung zu erhalten. Ausländische Unternehmen können jedoch als Subunternehmer in Kooperation mit US-Unternehmen oder US-Hochschulen teilnehmen. Wie sich eine solche Kooperation lohnen könnte, erklärt das NGIO gern im Direktkontakt.

Silicon Valley öffnet sich nach Europa und Asien

Taiwan im Nebel
© pixabay

Andere Väter haben auch schöne Söhne – denken sich zumindest immer mehr US-Investorinnen und Investoren. Denn noch nie zuvor gaben sie so viel Geld an ausländische Start-ups. In den ersten drei Quartalen 2021 verteilten sie mehr als 50 Milliarden Dollar nach Europa, eine Verdopplung von 2020. Mehr als 20 Prozent der europäischen Risikokapital-Deals hatten 2021 mindestens einen US-Geldgebenden an Bord. Sequoia Capital und Lightspeed Venture Partners, zwei Investoren aus dem Silicon Valley, eröffneten bereits Büros in London, um näher an Europa zu sein. Für europäische Start-ups wird es damit einfacher, sichtbar zu werden – denn nach wie vor ist der persönliche Kontakt der beste Weg, um an die noch immer gut gefüllten Taschen der Financiers zu gelangen.

Ähnlich sieht die Lage in Asien aus, besonders in Südostasien, wo Goldgräberstimmung herrscht. Denn die dortigen Start-ups sind ambitioniert, es fehlte ihnen bisher nur häufig an den Möglichkeiten einer gut ausgebauten Kapitallandschaft, wie es sie in den USA gibt. Schlagzeilen machte vor kurzem etwa der US-Börsengang von Grab, einem Lieferdienst aus Singapur, der Anfang Dezember mit 40 Milliarden Dollar Börsenwert debütierte – seitdem aber mehr als 40 Prozent abgeben musste.

Das Unternehmen ging per SPAC an die Börse. SPAC steht für Special Acquisition Purpose Company – und ist im Prinzip eine leere Aktiengesellschaft, die mit einem real existierenden Unternehmen (wie Grab) verschmolzen wird, um das akquirierte Unternehmen so automatisch an die Börse zu bringen.

SPACs waren 2020 in den USA ein großer Investment-Hype, da sie einen einfacheren und schnelleren Börsengang erlauben. Auch im Aerospace-Sektor gingen einige namhafte Shootingstars per SPAC an die Börse, etwa Rocket Lab, Momentus oder BlackSky.

Die Träume von schnell wachsenden Gewinnen haben sich dabei aber nur teilweise erfüllt, viele SPACs sind seither in ihren Kursen stark gefallen. In Südostasien wollen US-Investoren die SPAC-Welle von neuem anwerfen. Angesichts des eher enttäuschenden Starts von Grab stellt sich jedoch die Frage, ob sich diese Träume nicht schneller in Luft auflösen, als dass Anwaltskanzleien diese Konstrukte aufsetzen können.

Podcast des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums mit Tim Ole Jöhnk und Kristin Asmussen

Daniel Schneider, Kristin Asmussen und Tim Ole Jöhnk
© WFB

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