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30.7.2019 -

Briefe aus Vietnam: Ausgabe Juli 2019

Internationales

Informationen und Wissen rund um Wirtschaft und Investitionen in Vietnam

Briefe aus Vietnam: Header Juli 19

Vietnam ist eines der am stärksten wachsenden Länder der Welt. Es bietet für exportorientierte Unternehmen einen sich schnell entwickelnden Markt und viele ungeahnte Chancen.

Aus Ho-Chi-Minh-Stadt berichtet Huong Thi Hoang, Direktorin des Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land. Wenn Sie diesen Länderbrief regelmäßig als Newsletter erhalten wollen, melden Sie sich gern hier an.

Unsere Themen im Juli:

Was bringt das Freihandelsabkommen deutschen Unternehmen?

Neue Chancen in Handel und Gewerbe bietet das Freihandelsabkommen EVFTA
Neue Chancen in Handel und Gewerbe bietet das Freihandelsabkommen EVFTA

Ende Juni unterzeichneten Vertreter der europäischen Union und der vietnamesischen Regierung in Hanoi das Freihandelsabkommen EU-Vietnam Free Trade Agreement (EVFTA). Wie andere Freihandelsabkommen zuvor (zum Beispiel: das japanische „JEFTA“), dient es der Verbesserung gegenseitiger Handelsbeziehungen. Ganz konkret können Unternehmen folgendes vom Abkommen erwarten:

  • Zölle: Sobald das Handelsabkommen vollständig umgesetzt ist, werden nahezu alle Zölle beidseitig wegfallen. Bisher gelten auf Maschinen zum Beispiel 35 Prozent und auf Fahrzeuge 78 Prozent Importzölle in Vietnam. Nur ein geringer Teil der Import- und Exportwaren wird künftig Quoten und Zöllen unterliegen.
  • Standardisierung: Vietnam verpflichtet sich, internationale Standards wie die der ISO einzuhalten, öffentlichen Zugang zu Standardisierungs-Dokumentationen zu geben und neutrale, unabhängige Zertifizierungen zu ermöglichen.
  • Markenschutz: Geschützte Regionalbezeichnungen (zum Beispiel „Champagner“, „Gorgonzola“) werden rechtlich anerkannt.
  • Öffentliche Ausschreibungen: Europäische Unternehmen haben bessere Möglichkeiten, an Ausschreibungen der Regierung, von Städten und Staatsunternehmen teilzunehmen.
  • Sichere Geschäftsbedingungen: Der rechtliche Schutz vor unrechtmäßiger Kopie von Erfindungen, Kunstwerken oder Markenprodukten wird verbessert.
  • Zugang für Serviceprovider: Im Kurierwesen, Umweltbereich, Banken- und Versicherungswesen und der maritimen Transportwirtschaft erhalten europäische Unternehmen leichteren Marktzugang.
  • Investitionen: Unternehmen können nun einfacher in bestimmte Schlüsselsektoren wie Lebensmittel und Getränke, Reifen und Schläuche, Keramik und Baumaterialien investieren.
  • Mediation: Es wird ein Mechanismus eingerichtet, der das Lösen von Konflikten zwischen Akteuren auf Basis von freiwilliger Mediation ermöglicht und so juristische Auseinandersetzungen vereinfacht beziehungsweise vermeidet.

Nicht alle Punkte werden sofort mit Ratifizierung des Abkommens vollumfänglich in Kraft treten, zu manchen Regelungen gibt es Übergangsfristen, die bis zu fünfzehn Jahre dauern können. Alle Regelungen lassen sich hier nachlesen: http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2016/june/tradoc_154622.pdf

Das Handelsabkommen schafft somit vor allem Grundlagen für sicherere und stabilere Handelsbeziehungen. Es erleichtert es Unternehmen, vor Ort Geschäfte aufzubauen und stärkt somit auch die dortige Wirtschaft, da es für europäische Unternehmen attraktiver wird, in Vietnam Geschäfte zu tätigen und zu investieren.

Ist Vietnam der Gewinner des Handelskonflikts?

Trübe Wolken oder neue Chancen? Der Handelskonflikt kennt nur wenige Sieger
Trübe Wolken oder neue Chancen? Der Handelskonflikt kennt nur wenige Sieger

Der Handelskonflikt zwischen USA und China zeigt deutliche Auswirkungen – von denen die südostasiatischen Staaten profitieren, im besonderen Vietnam. Daten der United States International Trade Commission belegen, dass die US-Importe vietnamesischer Handelsgüter im ersten Quartal 2019 um knapp 40 Prozent zugenommen haben, während die Chinas um knapp 15 Prozent nachließen. Das japanische Handelsunternehmen Nomura schätzt zudem, dass von den USA dieses Jahr zusätzliche Waren im Wert von knapp acht Prozent des BIPs von Vietnam – oder 17 Milliarden Dollar – bezogen werden.

Damit beschleunigt der Handelskonflikt einen Trend, der schon seit einigen Jahren in Südostasien Einzug gehalten hat: Die zunehmende Verlagerung von Produktionen in Länder mit niedrigeren Lohnniveaus, nachdem das chinesische Einkommensniveau und damit die Herstellungskosten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben.

Tatsächlich kann Vietnam langfristig von diesen Produktionsverlagerungen profitieren. Mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum hat der Staat eines der höchsten weltweit. Da es unwahrscheinlich es, dass ein Ende des Handelskonflikts zu Rückverlagerungen führen wird, stärken diese Trends die vietnamesische Wirtschaft und machen sie zu einem immer attraktiveren Standort.

Völlig unbeschadet geht aber auch der Tigerstaat nicht aus dem Handelskonflikt: Anfang Juli erhielt das Land einen 400-Prozent-Straftarif auf Stahlprodukte aus den USA. Diese waren eine Reaktion auf Berichte illegaler Umetikettierungen chinesischer Export-Produkte als vietnamesische, eine Praktik, der die vietnamesische Regierung den Kampf angesagt hat. Weitere Strafzölle könnten folgen, denn das Handelsdefizit der USA zu Vietnam wächst durch die verstärkten Importe im besonderen Maße. Auch wenn das kurzfristig zu Nachteilen führt – langfristig hat Vietnam schon gewonnen.

Start-up-Reise nach Vietnam und Singapur – jetzt anmelden!

Aufstrebendes Land, aufstrebende Start-up-Szene - jetzt mitkommen und erleben!
Aufstrebendes Land, aufstrebende Start-up-Szene - jetzt mitkommen und erleben!

Im November 2019 organisiert das MOIN Start-up Camp eine Reise nach Vietnam und Singapur – und taucht tief ins Startup-Ökosystems Südostasiens ein. Zunächst geht es für einige Tage nach Singapur, danach fliegt die Gruppe weiter nach Vietnam.

„In Vietnam liegt das Durchschnittsalter bei 28 Jahren, junge Leute wollen etwas verändern mit ihren Ideen“, sagt André Wollin, Organisator der Reise vom Moin Start-up Camp. „Die Reise dient einerseits dazu, eine ganz neue Unternehmenskultur kennenzulernen, aber auch dazu, Kontakte zu den anderen Reiseteilnehmenden zu knüpfen, aus denen langfristige Geschäftsbeziehungen wachsen. Sie soll Spaß machen und nützen!“

Ein kleiner Einblick bietet das Video der letzten Singapur-Reise 2018 auf Youtube

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Die Start-up Szene Vietnams

Im Land entwickelt sich gerade eine Start-up-Szene. Viele Unternehmen versuchen sich an neuen Geschäftsmodellen. Unter ihnen nehmen Fintechs eine wichtige Rolle ein, ein Großteil der Vietnamesen hat noch kein Bankkonto, während die Zahl der Mobilnutzer stetig wächst – eine Chance für Bezahllösungen. Investitionen in diese Start-ups kommen dabei vornehmlich aus dem Ausland, China und Japan. Aber auch die Regierung fördert Start-ups mit Programmen, besonderen Wirtschaftszonen, und Technologie-Labs. Deutsche Unternehmen, die vor Ort in Vietnam ein Start-up gründen oder mit einem zusammenarbeiten wollen, können sich dabei zum Beispiel im German Business Incubator der Außenhandelskammer Vietnam niederlassen.

Wer nun selbst einmal einen Eindruck vor Ort gewinnen will, kann als Teil der Delegationsreise vom 8. bis 16. November 2019 mitreisen. Bewerbung unter: moin@moin.camp

Ho-Chi-Minh-City – Geschäftiges Zentrum des Landes

Wirtschaftliches Herz des Landes: Ho-Chi-Minh-Stadt
Wirtschaftliches Herz des Landes: Ho-Chi-Minh-Stadt

Auch wenn Hanoi die Hauptstadt Vietnams ist – die Musik spielt im Süden des Landes, in Ho-Chi-Minh-Stadt, oder kurz HCMC. Mit ihren beinahe neun Millionen Einwohner:innen macht die Stadt 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – bei nur einem Zehntel der Landesbevölkerung. Die Region wächst stärker als der Rest des Landes und soll nach Plänen der vietnamesischen Regierung das Zentrum der Entwicklung des Südens zu einer wirtschaftlichen Schlüsselregion werden. 

Kolja Umland und Huong Thi Hoang unterwegs in Vietnam
Kolja Umland und Huong Thi Hoang unterwegs in Vietnam © WFB

Die Stadt ist laut, turbulent und chaotisch, aber wirkt nicht wie eine Megacity. „Man merkt die Millionen nicht, sie verteilen sich auf die zahlreichen Distrikte“, so Kolja Umland, Projektleiter internationale Ansiedlung Vietnam und Türkei bei Bremeninvest. Der Distrikt 1 ist das Stadtzentrum, hier stehen die Hochhäuser, unter anderem auch das Deutsche Haus. Dort sitzen Auslandsvertretungen, die Außenhandelskammern und große Konzerne. Sie suchen hier Zugang zur vietnamesischen Wirtschaft. „Man merkt, dass viel im Gange ist, hinter jeder Ecke gibt es eine Überraschung. Die Vietnamesen sind sehr strebsam und effizient, besonders die Start-up-Szene ist beeindruckend“, berichtet Umland von seiner kürzlichen Vietnamreise.

Aus diesem Grund liegt auch das Bremeninvest-Büro der WFB in HCMC. Huong Thi Hoang, Direktorin des Büros, arbeitet dort eng mit Kolja Umland zusammen. Bremen ist das erste Bundesland mit einer eigenständigen Repräsentanz in Vietnam. „Es ist wichtig, Strukturen vor Ort aufzubauen und sich in Vietnam zu vernetzen. Dort spielen Netzwerke eine noch viel größere Rolle als bei uns“, so Umland. „Starke Bremer Sektoren wie Logistik, Maritimes, erneuerbare Energien und Fischwirtschaft gehören auch in Vietnam zu den Schlüsselbranchen und bieten Chancen.“


Haben Sie Interesse oder Fragen zur Wirtschaft in Vietnam? Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in Kontakt zu treten!

Kolja Umland

Akquisition und Projekte

Projektleiter internationale Ansiedlung, Schwerpunkt Vietnam & ASEAN

+49 (0) 421 9600-339

!moc.tsevni-nemerb[AT]dnalmu

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