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21.4.2023 - Jann Raveling

Warum es sinnvoll ist, mit einem Sozialunternehmen zusammenzuarbeiten

Social Entrepreneurship

Mehr als ein gutes Gewissen: Wie Sozialunternehmen und klassische Unternehmen in Bremen zusammenfinden

Frau redet
Gemeinsam neue Perspektiven finden und so nachhaltig und sozial verantwortlich agieren - das versprechen Kooperationen mit Sozialunternehmen. © WFB/Raveling

Sozialunternehmen wollen mit ihrem Geschäftsmodell einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Wie davon auch die „klassische“ Wirtschaft profitieren kann, zeigt die Zusammenarbeit von der strategischen Kommunikationsberatung Maisberger und der Hoppenbank e.V. in Bremen. Sie kamen durch einen Workshop der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH ins gemeinsame Arbeiten.

„Unser Thema – die Arbeit mit Straffälligen – kann man schwer vermarkten, wir stehen damit eher selten in der Öffentlichkeit“, klärt Svenja Böning, Leiterin der Hoppenbank e.V., auf. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Haftentlassene auf dem Weg zurück in die Gesellschaft zu betreuen.

Dabei ist Aufklärung einer der größten Hebel, um ehemalige Gefängnisinsassen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. „Es sind oft tolle Menschen, die viel durchgemacht haben. Erfolgreiche Resozialisierung klappt aber nur, wenn beide Seiten mitmachen – neben den Haftentlassenen also auch die Nachbar:innen, Arbeitgeber:innen und Angehörigen. Es braucht viel Aufklärung“, so Böning.

Portrait einer Frau
Svenja Böning, Geschäftsführerin des Vereins Hoppenbank © Hoppenbank

Öffentlichkeitsarbeit bisher nur nebenbei gemacht

Ein Thema, das kaum Widerhall in den Medien und im öffentlichen Bewusstsein findet. Das sieht auch Anja von Bestenbostel so. Bis vor Kurzem wusste die Leiterin der Bremer Kommunikationsagentur Maisberger noch nichts von der Arbeit der Hoppenbank e.V. Erst in einem WFB-Workshop, der sozial innovative Unternehmen mit der klassischen Wirtschaft zusammenbrachte, lernte sie Böning und ihr Engagement kennen. „Es braucht mehr Aufmerksamkeit, nur so können wir Vorurteile langfristig abbauen“, war die Leiterin schnell überzeugt.

Gemeinsam könne man mehr erreichen, stimmten beide in Gesprächen während des Workshops überein - und vereinbarten, künftig zusammenzuarbeiten. Seitdem hat sich eine intensive Kooperation „pro bono“, also ohne Auftragsverhältnis, entwickelt: Die Kommunikationsprofis der Agentur analysieren Bedarfe, stellen Redaktionspläne auf, entwerfen Texte, kontaktieren Medien, geben Tipps und Tricks und professionalisieren so das medienwirksame Auftreten des Vereins. Dieser stellt wiederum Material und Ideen bereit und veröffentlicht die Beiträge.

„Wir haben unsere Öffentlichkeitsarbeit vorher eher stiefmütterlich behandelt. Es fühlt sich gut an, dass unsere Arbeit jetzt mehr wahrgenommen und wertgeschätzt wird“, freut sich Böning über die ersten Monate der Zusammenarbeit.

Ein Mann und eine Frau stehen im Türrahmen und lächeln in die Kamera
Seit Ende 2021 bilden Anja von Bestenbostel und Lukas Zimmer die Doppelspitze bei Maisberger Bremen © David Klein Fotografie

Tue Gutes und rede darüber

Aber was gewinnt die Kommunikationsberatung? „Wir profitieren dadurch auf mehreren Ebenen“, sagt Leiterin von Bestenbostel. Zunächst motiviere es viele der Angestellten, mit ihrer Arbeit der Gesellschaft etwas zurückzugeben, etwas Gutes zu tun – eben ein Herzensprojekt zu verfolgen. Das Engagement für einen guten Zweck stärke das Teamgefühl und die Identifikation mit dem Unternehmen.

Dann sei die soziale Branche für die Agentur ein neues Betätigungsfeld, so von Bestenbostel, das Unternehmen könne hier also viel lernen. Zuletzt könnte die Agentur das eigene Engagement auch für das Employer Branding nutzen. „Wir suchen aktuell nach Arbeitskräften – zu zeigen, dass wir uns gesellschaftlich engagieren, steigert unsere Attraktivität“, sagt sie.

2 Männer sprechen miteinander
In gemeinsamen Gesprächen finden sozial innovative Unternehmen und klassische Wirtschaft während der WFB-Workshops zueinander. © WFB/Raveling

Offenheit entscheidend für den Kooperationserfolg

Das seien ganz typische Motivationsgründe für solche Kooperationen, bestätigt auch Tamara Kassow, Projektleiterin für nachhaltige und alternative Wirtschaftsformen bei der WFB. „Vielen Angestellten und Bewerbenden sind Nachhaltigkeit sowie eine gelebte gesellschaftliche Verantwortung in Unternehmen wichtig bei der Wahl des richtigen Arbeitgebenden. Mit Sozialunternehmen zusammenzuarbeiten bietet die Chance, sinnstiftend zu agieren“, erklärt sie.

Natürlich hören die Vorteile hier noch längst nicht auf. Denn schließlich gebe es Sozialunternehmen in allen Bereichen der Nachhaltigkeit und des sozialen Engagements. Sie bieten Produkte und Dienstleistungen, welche die „herkömmlichen“ Betriebe in vielen Aspekten weiterbringen können – zum Beispiel durch die Nutzung nachhaltiger und klimafreundlicher Erzeugnisse, die den CO2-Fußabdruck eines Betriebs senken oder indem sie neue Arbeitskräfte finden, wie es zum Beispiel im Bremer Projekt Inklupreneur gelingt.

„Wenn beide Seiten das Kooperationspotenzial erkennen, kommt das sowohl den Unternehmen als auch uns als Gesellschaft zugute“, so Kassow. Aus diesem Grund organisiert sie regelmäßige Workshops, die Unternehmen zusammenbringen. Diese Maßnahme ist Teil der WFB-Strategie, alternative Wirtschaftsformen am Standort zu stärken.

Sie haben Interesse, sozial und ökologisch innovative Unternehmen kennenzulernen und gemeinsame Kooperationspotenziale zu finden? Dann melden Sie sich gern bei uns – wir kontaktieren Sie zu künftigen Workshop-Terminen: tamara.kassow@wfb-bremen.de

Man liegt gar nicht so weit voneinander entfernt

Auch Anja von Bestenbostel und Svenja Böning bewerten die Bremer Anstrengungen, Kooperationspotenziale zu schaffen, als sehr positiv. „In der täglichen Arbeit geht diese Art von Engagement schnell unter, deshalb ist es gut, in diesen Workshops Zeit dafür zu finden. Wir lernen unheimlich viel voneinander“, so die Agenturleiterin. Unter anderem, dass Sozialunternehmen und klassische Wirtschaft gar nicht so weit auseinanderliegen würden, „man findet schnell einen gemeinsamen Nenner und lernt, unterschiedliche Perspektiven auf die Wirtschaft zu vereinen.“

Auch Böning von der Hoppenbank e.V. hat viel gelernt, nicht nur, was den Umgang mit Instagram, Facebook und Co. angehe. Böning: „Der soziale Bereich tickt ja manchmal doch etwas anders als die gewinnorientierte Wirtschaft. Gerade wenn es um Führung, Organisation und Projektmanagement geht, kann man aber unheimlich viel lernen. Besonders, wenn man sich auf Leitungsebene verständigt, so wie Anja und ich es regelmäßig machen.“

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