
Der Trend zum Home-Office könnte den Büroimmobilienmarkt künftig durcheinander wirbeln. Werden Bürotürme in den Innenstädten leer stehen? Oder wird sich der Trend wieder umkehren?
Umfragen zufolge ist das Home-Office gekommen, um zu bleiben. Im jährlichen CEO-Outlook vom Wirtschaftsprüfer KPMG geben 69 Prozent der befragten Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenker an, künftig weniger Büroflächen zu benötigen. Und drei Viertel der Unternehmen planen, so eine kürzlich Umfrage der Ifo-Meinungsforschung, künftig mehr Home-Office einzusetzen.
Mehr Home-Office kann zugleich heißen: Weniger Frequenz in den Städten und viel ungenutzter Büroraum. In London geht bereits die Angst vor verwaisenden Innenstädten um. In Bremen liegt hingegen die Leerstandsquote von Büroimmobilien seit Jahren niedrig, es wurde und wird sogar kräftig investiert.
Büroraum teilen
Aber auch hier könnte das Home-Office für Veränderungen sorgen. Das glaubt zumindest Jörg Lachmann, Immobilienexperte bei Lachmann & Associates. „100-Prozentiges Home-Office wird auch in Zukunft eher die Ausnahme sein. Soziale Kontakte lassen sich nicht durch virtuelle Meetings ersetzen. Aber auch anteilige Home-Office-Regelungen verändern die Bürolandschaft“, ist er überzeugt.
Er glaubt daran, dass Unternehmen Immobilien künftig flexibler nutzen, statt große Flächen für alle Beschäftigten vorzuhalten, von denen ein Teil ohnehin nur zwei oder dreimal die Woche ins Büro käme. So könne er sich Open-Space-Konzepte vorstellen, Büroflächen, die sich mehrere Unternehmen teilen und wo Angestellte nach Bedarf Arbeitsplätze buchen.
Vom Ton zum Beton
Lachmann kennt sich gut aus in der Bremer Immobilienbranche. Der 49-jährige arbeitete lange beim Immobilienmakler Engel & Völkers Commercial, bevor er sich im Juli 2020 selbstständig machte. Heute vermittelt und berät er zu Immobilienprojekten in jeder Größenordnung: Handwerkende, die neue Produktionsstätten suchen, Logistikdienstleister mit Wunsch nach Hallenflächen, Projektentwickler oder Investoren auf der Suche nach lukrativen Anlageobjekten.
Dabei fing der geprüfte Immobilienfachwirt (IHK) ursprünglich als Elektriker und Heizungsbauer an, bevor er jahrelang ein eigenes Plattenlabel betrieb – um sich dann der Immobilienbranche zuzuwenden. Ein ungewöhnlicher Werdegang, wie er selbst zugibt: „Mir ist es wichtig, mit Freude beim Job zu sein. Da werde ich dann auch zum Quereinsteiger. Und Immobilien sind ein hochinteressantes und abwechslungsreiches Gebiet“, erklärt Lachmann.