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31.8.2020 - Reinhard Wirtz

Gewerbegebiete unter der Lupe

Gewerbeflächen

Wirtschaftsförderung will Bestandsgebiete optimieren und Potenziale heben

Im Bremer Westen: das Gewerbegebiet Bayernstraße
Im Bremer Westen: das Gewerbegebiet Bayernstraße © WFB/Studio B

Läuft in den vollständig belegten Gewerbegebieten alles optimal, oder gibt es von Fall zu Fall Verbesserungspotenzial? Die Wirtschaftsförderung schaut genau hin.

Gewerbegebiete bilden das wirtschaftliche Rückgrat einer Region oder Kommune. Die öffentliche Hand setzt Rahmenbedingungen, gemeinsam mit den Unternehmen werden sie geformt und gesteuert, weshalb man sie als lebendige Organismen betrachten sollte. Die öffentliche Aufmerksamkeit lässt mit der Zeit nach, sobald sie vollständig belegt sind und Auffälligkeiten ausbleiben. Läuft auch nach längerer Nutzung tatsächlich noch alles optimal, oder ist das oberflächliche Bild eines funktionierenden ökonomischen Organismus‘ von Fall zu Fall eher ein Trugschluss? Bremens Wirtschaftsförderung will genauer hinschauen. Ein Teil der Bremer Gewerbegebiete wurde schließlich schon in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts eingerichtet.

Zukunftsfähigkeit der Bestandsgebiete sichern

„In diesen Bestandsgebieten arbeiten viele Unternehmen, die schon sehr lange am Standort sind. Wir wollen versuchen, in diesen älteren Gewerbegebieten gemeinsam mit den ansässigen Unternehmen Potenziale zu heben, die die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität des jeweiligen Gebietes helfen zu sichern“, sagt Iris Geber, Abteilungsleiterin und Prokuristin Unternehmensservice und Standortentwicklung bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. In den Bestandsgebieten gibt es keine freien städtischen Grundstücke mehr, sodass hier die öffentliche Hand kaum noch Steuerungsmöglichkeiten hat. Welche Optionen also bleiben?

„Wir wollen, dass sich pro Gewerbegebiet ein Gewerbegebiets-Management etabliert, das sich ausschließlich um das jeweilige Gebiet mit seinen Unternehmen kümmert. Ziel ist, dass sich die Unternehmen im Gebiet vernetzen und perspektivisch um ihre Belange selbst kümmern, frei nach dem Motto ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘.“

Iris Geber, Abteilungsleiterin und Prokuristin Unternehmensservice und Standortentwicklung bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH

Hilfe zur Selbsthilfe

In Absprache mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation hat die WFB ein zunächst auf drei Jahre befristetes Pilotprojekt gestartet, das letztlich auf eine Art Geburtshilfe zur Selbsthilfe zielt: „Wir wollen, dass sich pro Gewerbegebiet ein Gewerbegebiets-Management etabliert, das sich ausschließlich um das jeweilige Gebiet mit seinen Unternehmen kümmert. Ziel ist, dass sich die Unternehmen im Gebiet vernetzen und perspektivisch um ihre Belange selbst kümmern, frei nach dem Motto ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ “, umreißt Geber den Plan. Ein Gebiet, das sich aus sich selbst heraus managed, zum Beispiel über eine privat finanzierte Interessengemeinschaft, die nach der Starthilfe durch die Wirtschaftsförderung ihre Tätigkeit aus eigener Kraft alleine fortsetzen kann, das also ist die Leitidee. „Wir sind nicht die Einzigen, die diesen Ansatz verfolgen“, so Geber, „es gibt mittlerweile bundesweit, aber auch schon in Bremen, entsprechende umgesetzte positive Beispiele zu diesem Thema.“

Als Pilot-Gebiete hat die WFB in Absprache mit dem Wirtschaftsressort inzwischen die Gewerbegebiete Riedemannstraße/Reiherstraße in Oslebshausen und das Gewerbegebiet Utbremen in Walle sowie in Woltmershausen die Seumesstraße und in Huchting das Gewerbegebiet Mittelshuchting in den Fokus genommen. Die ersten Schritte: Kontakt mit den Betroffenen vor Ort aufnehmen, Informationen sammeln zu den Themen und Anliegen, ein Bild gewinnen über den Zustand und die möglicherweise ungenutzten Potenziale auf dem Gesamtareal. Für dieses methodisch aufwändige Vorgehen hat die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation entsprechende Projektmittel zur Verfügung gestellt, so dass mit Deike Bemmer und Kathrin Kruse zwei Fachkräfte neu eingestellt werden konnten, die das Projekt nun mit vorantreiben.

Deutlich geworden ist bei den bisherigen Recherchen und Gesprächen, dass nicht alle Flächen, die von den Betrieben selbst genutzt werden, immer zu hundert Prozent dem eigenen Unternehmenszweck dienen, haben Iris Geber und ihr Projektteam herausgefunden: „Zum Teil sind diese Areale früher einmal großzügig von den Unternehmen erworben worden, auch für Erweiterungszwecke. Heute werden manche davon wenig oder gar nicht benötigt. Vielleicht können wir daraus ja ein Potenzial für andere Nutzungen gewinnen?“

Es soll zu den Aufgaben der Kümmerin in einem Gewerbegebiet gehören, sich gemeinsam mit den Unternehmen Flächen anzuschauen und zu überlegen, ob sich auf den jeweiligen Grundstücken noch gemeinsam etwas optimieren lässt. Es gibt zum Beispiel Flächen, deren Potenzial offensichtlich nicht vollständig ausgenutzt wird.

Partner gesucht

Inzwischen sind Kathrin Kruse und Deike Bemmer schon in zwei weiteren Gewerbegebieten aktiv geworden, in der Seumestraße im vorderen Woltmershausen und im Bestandsgebiet Utbremen im Bremer Westen „Wir brauchen für unsere Aktivitäten auch Partner“, gibt Iris Geber zu Bedenken. So müsse man bei der Müllentsorgung zum Beispiel mit verschiedenen Behörden und Initiativen zusammenarbeiten. Im Zentrum aller Bemühungen stehe jedoch in jedem Fall, Potenziale in den Bestandsgebieten zu heben und innerhalb von drei Jahren zur Gründung privatrechtlicher Interessengemeinschaften unter den Unternehmen zu kommen. Geber: „Wie bei vielen Projekten, wollen wir hier die öffentlichen Anstöße geben, um uns dann auch wieder zurückziehen zu können und nur im Bedarfsfall noch unterstützend dabei zu sein.“

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