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12.5.2021 - Wolfgang Heumer

Ehemaliges Werftgelände wird zu attraktivem Quartier

Stadtentwicklung
Im Fischereihafen soll mit dem Werftquartier ein neuer Stadtteil entstehen.
Im Fischereihafen soll mit dem Werftquartier ein neuer Stadtteil entstehen. © Cobe Copenhagen

Lange bestimmten Hammerschläge auf den Werften den Pulsschlag Bremerhavens. 13 Jahre nach dem letzten Stapellauf im Fischereihafen gehen von dem ehemaligen Schiffbauplatz neue Impulse aus. Mit dem Werftquartier soll ein neuer Stadtteil entstehen – mit Freibad im Hafen.

Ein verwaister Helgen rostet vor sich hin. Von der so bezeichneten schiefen Ebene auf der Werft glitten einst Ozeanriesen ins Wasser des Hafenbeckens. Daneben recken Kräne wie erfolgreiche Sportler ihre Arme in den Himmel. Dabei stehen sie schon lange still. Am alten Werfttor weist das Schild „Seebeck Offshore Industriepark“ den Weg zu einigen kleineren Stahlbaubetrieben und einer Softwareschmiede. Seitdem auf der früheren Schichau Seebeckwerft nach dem letzten Stapellauf Ende 2008 die Hämmer schweigen, mischen sich auf dem Gelände am Nordende des Bremerhavener Fischereihafens Reminiszenzen einer glorreichen Vergangenheit mit den zaghaften Zeichen eines Neubeginns.

Entstehen soll ein Viertel mit spurenreicher Geschichte

Das Gelände mit dem industriellen Charme vergangener Zeiten soll für die Hafenstadt ein Sprungbrett in die Zukunft werden. Dort soll das Werftquartier entstehen. Nach dem Willen der Stadt Bremerhaven, des Landes Bremen, der Wohnungswirtschaft sowie der privaten Investoren um den ehemaligen Schiffbau-Unternehmer Dieter Petram soll das mehr als 110 Hektar große Areal in den kommenden 15 Jahren nicht nur ein neues Viertel, sondern Herzstück einer wachsenden Stadt werden.

Das Werftquartier mit seinen erhaltenswerten Gebäuden, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, werde sich durch ein Miteinander von Wasser, Grünflächen, Wohnen, Arbeiten, Forschen und Freizeit auszeichnen, meint Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz und Leiter der Lenkungsgruppe Werftquartier. Mehr als 6000 Menschen sollen dort einmal leben, Unternehmen mit Tausenden Arbeitsplätzen sollen sich nach dem Willen der Stadt ansiedeln. „Was hier entsteht, ist ein Quartier der Zukunft mit ganz neuem Mobili-tätsverhalten“, ist sich Grantz sicher. Geplant sei ein flexibler, digitalisierter öffentlicher Verkehr sowie ein Ausbau des Fahrrad- und Fußverkehrs „in moderner Form“.

„Aus den vorhandenen Strukturen und einer Vielzahl neuer Ideen wird hier ein Viertel mit hoher Lebensqualität und spurenreicher Geschichte entstehen“, ist auch Caroline Nagel überzeugt, die im Architektur- und Planungsbüro „Cobe DK“ die Rahmenplanung für das Bremerhavener Projekt koordiniert. Das dänische Büro hatte den international ausgeschriebenen städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Werftquartier gewonnen.

Nach den Havenwelten folgt nun das Werftquartier

Nach dem Bau des Tourismusgebietes Havenwelten vor knapp 15 Jahren wagt Bremerhaven mit dem Werftquartier erneut einen großen Schritt in der Stadtentwicklung. Die Havenwelten mit Deutschem Auswandererhaus, Klimahaus, Zoo am Meer und weiteren Attraktionen lockt zahlreiche Touristen an. Das geplante Werftquartier im Fischereihafen soll nun dazu beitragen, dass noch mehr Menschen jeder Generation dauerhaft in die Stadt ziehen.

Attraktive Lage

Das Werftquartier hat eine attraktive Lage: Im Süden grenzt das Areal an das Schaufenster Fischereihafen. Dessen Ensemble neu genutzter alter Hallen ist der touristische Dreh- und Angelpunkt Bremerhavens. Im Norden reicht das Werftquartier an den Fluss Geeste, auf dessen anderer Seite die Innenstadt beginnt. Zwischen Fluss, Fischereihafen und Werft siedelten sich in den vergangenen Jahren namhafte wissenschaftliche Institute wie das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung oder das Thünen-Institut für Seefischerei und Fischereiökologie an.

Überall finden sich Zeugnisse einer lebendigen Stadtgeschichte wie die ehemaligen Eiswerke, der besagte Helgen, die einstige Schiffbauhalle und die Kräne der früheren Werft. „Wir sind selbst fasziniert von den vielen Elementen, die es hier schon gibt und aus denen sich etwas Neues und Spannendes entwickeln lässt“, betont Planungsexpertin Nagel.

Senkrechte Gärten sollen für Wohlbefinden bei den Bewohnern des neuen Stadtteils sorgen
Senkrechte Gärten sollen für Wohlbefinden bei den Bewohnern des neuen Stadtteils sorgen © Cobe Copenhagen

Drei Finger für den Griff nach der Zukunft im Werftquartier

Wie Daumen, Zeige- und Mittelfinger einer Hand umfassen die Landseiten des künftigen Werftquartiers die drei Becken des ehemaligen Werfthafens und des alten Fischereihafens. Mit diesem Bild vor Augen spricht Caroline Nagel von der Entwicklung des Gebietes anhand von drei Fingern. Als „blauen Finger“ beschreibt sie die künftige Nutzung der Wasserflächen. Entstehen soll nach Angaben der Stadt ein Jachthafen, ein Forschungshafen sowie ein Hafen für Freizeitaktivitäten.

Zum großen „grünen Finger“ zählen ausgedehnte Grünflächen zur Nacherholung mit nahen Kitas, Schulen und Kultureinrichtungen. Das Grün verbindet die einzelnen Wohn- und Bebauungszonen – dies ist der „urbane Finger“. Dem Ziel des Projekts entsprechend sollen vornehmlich attraktive, aber bezahlbare Wohnungen entstehen. Entweder geht der Blick aus dem Fenster aufs Wasser oder ins Grüne. Auch soll das Quartier klimaneutral werden.

Senkrechte Gärten und Treffpunkte rund um alte Schiffbauhalle

In einem historisch bedeutsamen Gebiet etwas Neues zu planen, erfordert die Integration von alten Elementen, die prägend für das Areal sind, ist Nagel überzeugt. Die alten Werftkräne, natürlich der Helgen der Werft und die früheren Eiswerke werden entsprechend in das Projekt einbezogen. Dabei sollen sie ihren Charakter wahren und zugleich neue Funktionen bekommen. Die lange Schiffbauhalle könnte weiterhin das Bild des Werftgeländes prägen. „Aber wir werden ihre Struktur unterbrechen“, verdeutlicht die Projektleiterin von Cobe: An einigen Stellen wird das Stahlskelett der Halle von seiner Außenhülle befreit: „Dort können wir Treffpunkte, Plätze und senkrechte Gärten entwickeln.“

Deutliche Parallelen zum Nordhavn in Kopenhagen

Das Planungsbüro Cobe DK hat seinen Sitz im neuen Kopenhagener Quartier Nordhavn - einer alten Hafenbrache. Zu dessen Planern gehören die Gestalter von Cobe. Auch wenn der Nordhavn erheblich größer ist als das Bremerhavener Werftquartier, Parallelen sind vorhanden. Die Hafenbrache zwischen der Kopenhagener Innenstadt und dem Containerterminal hat stadtgeschichtlich eine ähnliche Bedeutung wie der Werft- und Fischereihafen für Bremerhaven. Das Quartier Nordhavn gilt längst als internationales Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung.

Ein solches Projekt hat seinen eigenen Rhythmus

Ähnlich wie in Kopenhagen könnten auch die Wasserflächen des Bremerhavener Werftquartiers eine neue Funktion bekommen. „Uns hat von Anfang an die Lage Bremerhavens am Wasser fasziniert“, sagt die Planerin. In der Weser direkt vor der Bremerhavener Innenstadt ist das Baden wegen der starken Strömung verboten. Die dänischen Planer haben daher eine Idee, die vor ihrer Haustür in Kopenhagen bereits umgesetzt wurde: „Wir können das Hafenbecken direkt vor dem alten Helgen reinigen und zu einem Pool umbauen.“ Bis ein mögliches Freibad eröffnen kann, werden aber noch einige Jahre vergehen: „Ein solches Projekt realisiert man nicht von heute auf morgen“, betont Caroline Nagel: „Es muss in seinem eigenen Rhythmus wachsen und gedeihen.“

Pressekontakt:

Stine Lund Hansen, Cobe from Copenhagen, Tel.: +45 3254 4300, E-Mail: slh@cobe.dk
Volker Heigenmooser, Pressesprcher Magistrat der Seestadt Bremerhaven, Tel.: +49 471 5902823, E-Mail: pressestelle@magistrat.bremerhaven.de

Bildmaterial:

Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Im Fischereihafen soll mit dem „Werftquartier“ ein neuer, attraktiver Stadtteil entstehen. ©Cobe Copenhagen
Foto 2: Senkrechte Gärten sollen für Wohlbefinden bei den Bewohnern des neuen Stadtteils sorgen. ©Cobe Copenhagen

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Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, son-dern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.
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