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14.9.2021 - Anne-Katrin Wehrmann

Tierischer Einsatz für die Sicherheit

Pressedienst

Mit einer Hündin und vier Bussarden schützt Simon Köcher den Flugverkehr

Simon Köcher, Umweltmanager am Flughafen Bremen, mit Wüstenbussard Norbert
Simon Köcher, Umweltmanager am Flughafen Bremen, mit Wüstenbussard Norbert © WFB/Sarbach

Wenn ein Vogel ins Triebwerk eines Flugzeugs gerät, kann das gefährlich werden. Das zu verhindern, ist Simon Köchers Aufgabe. Mit Hündin Hera und vier Bussarden sorgt der Umweltmanager des Bremer Flughafens dafür, dass möglichst keine Tiere den startenden und landenden Flugzeugen in die Quere kommen.

Norbert ist ein ängstlicher Kollege. Beim Anblick fremder Menschen erschreckt er sich – darum trägt er im Büro und auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz rund um das Rollfeld die meiste Zeit eine moosgrüne Sichtschutz-Haube über dem Kopf. Der dreijährige Wüstenbussard hat die Aufgabe, als Mitglied eines tierischen Teams unter Leitung seines „Chefs“ Simon Köcher für Sicherheit auf dem Gelände des Bremer Flughafens zu sorgen. Damit andere Vögel den startenden und landenden Flugzeugen nicht zu nahekommen, ist es sein Job, sie zu verscheuchen. Und das funktioniert hervorragend: Wenn Norbert im Sturzflug mit 120 Stundenkilometern angeschossen kommt, sehen alle anderen zu, dass sie sich schnell vom Acker machen.

Abschreckung durch bloße Präsenz 

Mehrmals täglich patrouilliert Simon Köcher über das Flughafengelände, dessen gut 300 Hektar große Fläche zu drei Vierteln aus Grünfläche besteht. Immer mit dabei: Hündin Hera, eine Bretonische Vorstehhündin, die mit ihren schnellen Beinen und ihrem lauten Bellen ebenfalls ein wertvolles Mitglied im Team der Vogelverscheucher ist. Neben Norbert und seiner Partnerin Sinje, die wegen eines Flügelbruchs bei starkem Wind nicht mehr einsatzfähig ist, gehören dazu außerdem je nach Bedarf auch die beiden Rotschwanzbussarde Peter und Jenny. Dabei haben die Letzteren einen vergleichsweise bequemen Job: „Ich setze sie ein, um Flächen unattraktiv zu machen“, erläutert Köcher. „Wenn die beiden hier sind, kommen keine anderen Bussarde, weil sie die Platzhirsche sind. Die halten fünf Hektar frei, indem sie einfach nur sitzen.“

Norbert ist Teil einer tierischen Familie
Norbert ist Teil einer tierischen Familie © WFB/Sarbach

Bunte Vielfalt an Insekten und Pflanzen

Seit 2016 ist der 41-Jährige als Umweltmanager am Flughafen Bremen tätig. Zuvor war der Landschaftsökologe als Berater in Sachen Wildtier-Management in ganz Europa unterwegs. Zu seinen Aufgaben am Airport gehört nicht nur das Vergrämen von Vögeln, sondern der Naturschutz und die Lebensraumgestaltung von Tieren insgesamt. Ziel ist es, potenzielle Gefahrenquellen im Sinne der Flugsicherheit zu minimieren und gleichzeitig die Biodiversität zu erhöhen – zum Beispiel über die Ansiedlung von Wild- und Honigbienen sowie mit guten Wachstumsbedingungen für viele unterschiedliche Pflanzenarten. So wird nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht: Das macht die Flächen uninteressant für Futter suchende Vögel und steigert dabei zugleich die Artenvielfalt. „Mit unserem Biotop-Management sorgen wir dafür, die Natur zu schützen“, macht Köcher deutlich. „Hier darf es blühen, hier dürfen Insekten leben.“

Große Fürsorge für die Tiere

Einen typischen Arbeitstag gibt es für ihn am Bremer Flughafen nicht. „Ich reagiere immer auf das, was gerade gebraucht wird“, berichtet der 41-Jährige. Und meistens wird irgendetwas gebraucht: Ob nun im Flughafengebäude eine unbekannte Spinne auftaucht, ein Rotkehlchen gegen die Scheibe geflogen ist oder jemand ein Wespennest gesichtet hat: Simon Köcher hat sich einen Namen als Ansprechpartner für alle tierischen Probleme und Fragestellungen gemacht. Am meisten Spaß macht ihm aber die Zusammenarbeit mit seinen eigenen Vier- und Zweibeinern. „Ich hänge total an meinen Tieren“, erzählt er. Als Hündin Hera neulich ein Tumor entfernt werden musste, konnte er erst wieder ruhig schlafen, als klar war, dass es sich um eine gutartige Geschwulst handelte. Und als Bussard Peter krank wurde und Ruhe brauchte, durfte er zwei Monate lang auf der Gästetoilette im Hause Köcher wohnen.

Faszination Falknerei

Köchers Faszination für Greifvögel zeigte sich schon früh. „Als ich klein war, ist mein Vater mit mir auf eine Falkner-Show gegangen“, erinnert sich Köcher. „Da wusste ich sofort, dass ich das auch machen will.“ Erst viel später wurde ihm bewusst, dass die Falknerei kein Beruf ist. Er absolvierte stattdessen eine Ausbildung zum Gärtner und ein Landschaftsökologie-Studium, fühlte sich damit aber nicht ausgefüllt. Bis sich eines Tages die Möglichkeit ergab, den Falknerschein zu erwerben – und damit einen alten Traum zu erfüllen. Was ihn an der Arbeit mit seinen Bussarden besonders beeindruckt: „Die bewegen sich in einem anderen Raum als wir, nämlich in der Luft. Es geht darum, Vertrauen zu einem Tier aufzubauen, das frei ist und seinen eigenen Willen hat. Wenn es will, ist es weg.“ Dieses Vertrauen irgendwann gewonnen zu haben, sei etwas sehr Schönes. So wie bei Norbert. Der hat zwar nach wie vor Angst vor anderen Menschen: „Aber bei mir fühlt er sich inzwischen total wohl. Und wenn ich nicht da bin, vermisst er mich.“

Hündin Hera vergrämt Vögel auf dem Flugfeld
Hündin Hera vergrämt Vögel auf dem Flugfeld © WFB/Sarbach

Nachwuchs in Sicht

Vollständig verhindern kann es der Einsatz von Simon Köcher und seinem tierischen Team nicht, dass hin und wieder ein Vogel in ein Triebwerk eines Flugzeugs gerät. Aber die Tätigkeit vermindert deutlich die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis. Im Durchschnitt 20-mal pro Jahr hat der Umweltmanager zuletzt einen Vogelschlag verzeichnet, zu einer Notlandung ist es dabei in Bremen noch nie gekommen. „Die Gefahr für den Flugverkehr hängt auch von der Größe des Vogels ab“, erläutert er. „Eine Gans ist zum Beispiel gefährlicher als eine zwölf Gramm schwere Schwalbe.“ Aber auch bei kleinsten von den Piloten wahrgenommenen Vögeln wird anschließend kontrolliert, ob am Triebwerk noch alles in Ordnung ist.

Unterdessen freut sich der Simon Köcher auf möglichen Zuwachs für sein Team: So könnten Norbert und Sinje demnächst für Nachwuchs sorgen, der dann ebenfalls auf dem Flughafen zum Einsatz kommen könnte. Und Hündin Hera soll bald einen jungen Kollegen an die Seite gestellt bekommen. Köcher: „Für nächstes Jahr habe ich geplant, einen Welpen einzuarbeiten. Dann kann Hera langsam in Altersteilzeit gehen.“

Pressekontakt:

Andrea Hartmann, Fachbereichsleiterin Kommunikation des Bremen Airport, Tel.: +49 421 5595 410, E-Mail: andrea.hartmann@airport-bremen.de


Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Simon Köcher, Umweltmanager am Flughafen Bremen, mit Wüstenbussard Norbert.   © WFB/Jörg Sarbach

Foto 2: Simon Köcher und Wüstenbussard Norbert.  © WFB/Jörg Sarbach

Foto 3: Hündin Hera vergrämt Vögel auf dem Flugfeld. © WFB/Jörg Sarbach


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