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26.11.2016 - Marlis Torka

Logistik an Bremer Hochschulen - wie LogDynamics Forschung und Lehre vereint

Wissenschaft

Ein Forschungscluster für mehr Kooperation und Sichtbarkeit

Grundlagen- und anwendungsnahe Forschung, fachübergreifende Lehrangebote für Studierende und ein Wissenstransfer, der die Bedarfe der Unternehmen mit den technologischen Möglichkeiten aus der Forschung zusammenbringt  das sind die Säulen von LogDynamics, dem Bremen Research Cluster for Dynamics in Logistics der Universität Bremen. Mehr als 20 Professorinnen und Professoren geben dem Logistikstandort Bremen in Forschung und Lehre ein Gesicht.

Sie kooperieren dort, wo es Sinn macht und die hochschulübergreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit funktioniert. Historisch gewachsen vereint LogDynamics heute Forschung und Lehre im Bereich Logistik. Bremen als zweitgrößter Logistikstandort Deutschlands hatte schon immer ein Interesse daran Studierende in die Hansestadt zu holen, Nachwuchskräfte vor Ort auszubilden und Fachkräfte zu halten. In den Fakultäten und in den Projekten der Lehrkräfte war und ist Logistik bis heute ein Querschnittsthema und aufgrund zahlreicher Abhängigkeiten von großer Bedeutung.

Logistik in Bremen: Miteinander statt Nebeneinander

„In Bremen konnte man schon immer auf die Unterstützung und das Knowhow anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zählen, man ergänzte sich untereinander und profitierte davon“, erzählt Aleksandra Himstedt, bei LogDynamics zuständig für die Wissenschaftskommunikation. Die Forschung und Lehre im Bereich Logistik spiegelt sich in Bremen seit jeher als Miteinander, nicht als Nebeneinander wieder. Nicht alles selbst machen zu können, hätte man als Not bezeichnen können. Die Bremer nahmen sich der Aufgabe an und spätestens 1995 wurde aus dieser Not eine Tugend. In dem Jahr wurde der Forschungsverbund Logistik (FoLo) von der Universität Bremen gegründet, zehn Jahre später wurde er als Bremen Research Cluster for Dynamics in Logistics – kurz: LogDynamics – weitergeführt. Bis heute engagieren sich zahlreiche ProfessorInnen für die fachübergreifende Zusammenarbeit, mit der sie Projekte nicht nur leichter anschieben können, sondern im Bereich Logistik auch national und international besser sichtbar werden.

Vernetzung statt Akquise

Die Mitglieder von LogDynamics kennen sich und schätzen die unterschiedlichen Kompetenzen, die zur Lösung logistischer Problemstellungen herangezogen werden können. Die jahrelange Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Fakultäten und Universitäten sowie den Forschungsinstituten trägt stetig Früchte. Bei LogDynamics trifft Grundlagenforschung auf anwendungsnahe Forschung, Forschung auf Lehre und Lehre auf Praxis. Herausragendes Beispiel für die Förderung und Ausbildung von Nachwuchskräften im Bereich der Logistik ist die International Graduate School for Dynamics in Logistics (IGS) der Universität Bremen. So begrenzt die Plätze an der Doktorandenschule sind, so beliebt und stark nachgefragt sind sie auch. Man kann sie zurecht als Erfolgsstory bezeichnen. Alle Stipendien sind über Drittmittel finanziert, ein flexibles System ermöglicht das individuelle Setzen von Schwerpunkten. Auch zahlreiche weitere Projekte und Kooperationen – ob fakultätsübergreifend in Bremen oder mit anderen Universitäten aus In- und Ausland – zeugen von dem Erfolg des Forschungsclusters. Die Initiative für eine Zusammenarbeit, erzählt Himstedt, ergreifen meist ein bis zwei ProfessorInnen, die eine Idee haben und sich die richtigen Partner aus dem LogDynamics-Verbund raussuchen um diese zu verwirklichen.

Für die Mitglieder besteht der große Mehrwert von LogDynamics in der Vernetzung und Sichtbarkeit, auch über die nationalen Grenzen hinaus.

- Aleksandra Himstedt, Wissenschaftskommunikation LogDynamics

LogDynamics sei das Dach, das alle Aktivitäten rund um die Logistik an den beiden Universitäten bündelt und den ProfessorInnen regelmäßig die Möglichkeit zum Austausch und zur Zusammenarbeit bietet, erläutert Himstedt.

Zusammenarbeit stärkt den Wissenschafts- und Logistikstandort Bremen

Durch das Auftreten unter dem Dach eines gemeinsamen Forschungsclusters entstehe ein neuer Stellenwert, der stark auf den Wissenschafts- und Logistikstandort Bremen/Bremerhaven einzahlt, so Himstedt. Der Zusammenhalt und das gemeinsame Verständnis aller Beteiligten führt demnach zu vielen Synergieeffekten: Ansätze werden betriebswirtschaftlich, informations- und produktionstechnisch sowie unternehmensbezogen gedacht. LogDynamics kooperiert dabei auch mit Unternehmen und anderen Akteuren wie VIA BREMEN. Die Fakultäten und Institute treten wiederum gemeinsam auf Messen auf, knüpfen Kontakte zur Wirtschaft und arbeiten in der Lehre zusammen. Dies schafft Aufmerksamkeit und kann für Studieninteressierte ein überzeugendes Argument sein bei der Wahl einer Universität, für Fachkräfte bei der Wahl des Arbeitgebers.

Auch ermöglicht der Zusammenschluss Drittmittel zur Umsetzung von Projekten einzuwerben – und dies mit geballter Logistik-Kompetenz. Denn die Grundfinanzierung erfolgt zwar über die Uni Bremen, die Drittmitteleinnahmen sind aber eine wichtige weitere Finanzierungssäule. Umso bedeutender sei laut Himstedt die Vernetzung und Sichtbarkeit weiter zu fördern: „Die logistische Infrastruktur ist die eine Seite der Medaille und für einen Logistikstandort wie Bremen/Bremerhaven unabdingbar. Forschung ist die andere Seite. Beide agieren und funktionieren gemeinsam. Für die Weiterentwicklung von LogDynamics und der damit verbundenen Aktivitäten und Projekte unserer ProfessorInnen, Doktoranden und Studierenden brauchen wir eine gute infrastrukturelle Ausstattung. Wir haben die dazugehörigen Methoden und Technologien, mit denen wir innovative Projekte vorantreiben können und die gilt es zu kommunizieren und anzuwenden.“

Beidseitiger Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Die Vernetzung innerhalb LogDynamics führt zu einer stärkeren Außenwahrnehmung. Dies ist förderlich beim Austausch mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und weiteren Multiplikatoren wie beispielsweise VIA BREMEN oder die Wirtschaftsförderung Bremen. „Wir wollen die Bedarfe der Unternehmen erkennen und aufnehmen“, so Himstedt, „wir möchten wissen, wo der Schuh drückt, in welche Richtung wir forschen sollen, welche Abläufe optimiert werden könnten. Der regelmäßige Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft ist daher wichtig. Wir geben ihnen Impulse und sie uns.“ Gerade bei zukunftsweisenden Marktentwicklungen leisten die ProfessorInnen mit Ihrer Forschung einen wichtigen Beitrag. So zum Beispiel auch in Bremen beim Thema Digitalisierung. Digitalisierung verändert derzeit alle gelernten wirtschaftlichen Prozesse und dies hat natürlich auch Einfluss auf die Bremer Logistikbranche. Das sieht auch Jörg Kautzner, Clustermanager Automotive und Logistik bei der Wirtschaftsförderung Bremen so, nach dem die Forschungsaktivitäten von LogDynamics von elementarer Bedeutung für die Digitalisierung logistischer Prozesse seien. Konkrete Anwendung finden Gemeinschaftsprojekte im LogDynamics Lab, dem Anwendungszentrum für Technologien in der Logistik.

Logistik ist ein Querschnittsthema

Die fachbereichsübergreifende, interdisziplinäre Zusammenarbeit des Forschungsclusters LogDynamics zeigt, dass Logistik mehr denn je ein Querschnittsthema ist, das in vielen Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft Eingang findet. Exemplarisch erläutern wir Ihnen hier die Bedeutung logistischer Prozesse und Herausforderungen in den Schwerpunktbereichen von LogDynamics:

Physik/Elektrotechnik
Dynamik in der Logistik bedarf eines effizienten Informationsaustausches aller Logistik-Akteure. Eine notwendige Basis für diesen Austausch bieten drahtlose Informationsnetzwerke. Forschungsthemen in diesem Gebiet umfassen die Leistungsbewertung und -optimierung von Kommunikationsprozessen. Mit neuen mathematischen Theorien und Prozessen der Mikroelektronik und der Mikrosystemtechnologie ist es möglich, Sensoren in die Ladungsträger (Container, Paletten) zu integrieren, um Produktqualität sowie Umweltparameter in Echtzeit zu überwachen und zu kontrollieren.          

Mathematik/Informatik
Daten, Informationen und Wissen sind die zentralen Ressourcen, die die Qualität von logistischen Prozessen sicherstellen. Cyber-physische Systeme spielen eine Hauptrolle in der Überwindung logistischer Herausforderungen und tragen zur Lösungsfindung für die steigende Komplexität im Logistiksektor bei. In logistischen Zukunftsszenarien werden intelligente, autonome Roboter die Lagerhäuser und Logistikzentren durch das Abholen, Platzieren und Neuordnen von Produkten automatisieren. Außerdem werden sie die Lieferketten für Produktion und Warentransport automatisieren.

Produktionstechnik
Die Dynamik logistischer Netzwerke und Prozesse wächst in der heutigen globalisierten Welt. Dies beinhaltet neue technische und strukturelle Herausforderungen an Design und Steuerung solcher Systeme. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Methoden für die Modellierung, Simulation und Kontrolle logistischer Systeme bezüglich der Dynamik und Komplexität auf operativer, taktischer und strategischer Ebene. Ein weiterer Fokus liegt auf der Erforschung von IKT-Applikationen für die Produktion. Dies umfasst die Vorbereitung, Entwicklung und Realisation von Methoden und Anwendungen, um kooperative, interorganisationale Unternehmensnetzwerke zu fördern.

Wirtschaftswissenschaft
Logistische Wirtschaftsforschung im Bereich Dynamik in der Logistik beinhaltet u.a. die Erarbeitung von Instrumenten für die Entwicklung und Bewertung wertschöpfend orientierter Systemintegration im intermodalen Transport. Die Forschung fokussiert kooperative Systeme in der Logistik und Produktion sowie die Geschäftskonzepte für Unternehmen und Regionen. 

Dynamik in der Logistik: Forschung jenseits von Grenzen

Logistik überwindet Distanzen - und dies nicht nur bezogen auf Transportwege. Durch die Kombination unterschiedlicher Forschungsansätze können die Universitäten, Forschungsinstitute und Unternehmen enger denn je zusammenarbeiten. Mitglieder von LogDynamics sind aktuell mehr als 20 ProfessorInnen aus diesen Fakultäten und Instituten:


Wissenschaft persönlich 

Was es bedeutet als Wissenschaftlerin im Forschungsverbund LogDynamics zu arbeiten, erfahren Sie im Stadtportal bremen.de: Die brasilianische Professorin Juliana Sagawa erzählt in der Rubrik Wissenschaft persönlich, wie ihr Weg sie nach Bremen führte – und damit auch zu LogDynamics und zum BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik.


Mehr zu den Häfen und zur Logistik in Bremen und Bremerhaven erfahren Sie in der Rubrik Maritime Wirtschaft / Logistik oder bei Jörg Kautzner, Referent Industrie & Cluster, Tel.: 0421 361-32172, joerg.kautzner@wah.bremen.de

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Wissenschaft persönlich: Dr. Regina Müller

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