Stefan Schwarze ist seit 1990 auf der Polarstern tätig. Sieben Monate wird er bei dieser Expedition auf dem Schiff verbringen.
© Alfred-Wegener-Institut/Claudia Pichler
„Es ist ein Wettlauf mit dem Einbruch der Polarnacht“
Ziel ist es, die Polarstern Richtung 130° Ost und 85° Nord zu steuern. Das ist nördlich der sibirischen Inselgruppe Sewernaja Semlja. Die Koordinaten sind Resultat eines Forschungsprogramms, das den besten Punkt für die transarktische Drift ermittelte. Dort angekommen, beginnt die Suche nach einer geeigneten Eisscholle – und damit der kniffligste Part der Reise. Die Scholle muss dick und groß genug sein für das Eiscamp der Forscher und in der richtigen Wassermasse für die gewünschte Drift liegen, die das Schiff über den Nordpol schieben soll. Wie lange die Suche dauert, ist nicht vorauszusehen, doch die Zeit ist angesichts der einsetzenden Polarnacht eng. Bis zur absoluten Dunkelheit muss das Camp samt Equipment für die Messstationen auf dem Eis stehen. „Das wird eine sehr intensive Phase“, sagt Rex. „Es ist ein Wettlauf mit dem Einbruch der Polarnacht.“ Anschließend wird das Schiff an der Scholle Anker auswerfen. Den dann folgenden Fahrplan bestimmt die Drift. An Bord wird nur noch eine Schiffsmaschine laufen, um für Strom und Wärme zu sorgen in der ansonsten unwirtlichen Gegend mit minus 20 bis minus 45 Grad.
Eisbären müssen frühzeitig geortet werden
Rund 100 Menschen werden gleichzeitig an Bord arbeiten und forschen, alle zwei Monate wird die Besatzung ausgetauscht. Weitere 300 Menschen arbeiten im Hintergrund, um die Expedition zu ermöglichen. Vier Eisbrecher aus Russland, Schweden und China versorgen die Expedition mit Treibstoff und Lebensmitteln im Verlauf des Jahres, zusätzlich wird auf dem Eis eine Landebahn für Flugzeuge errichtet. Alle Forscher haben ein Eistraining absolviert. Rund um die Uhr wird das Geschehen auf dem Eis - 150 Tage im Dunkel der Polarnacht - kontrolliert, um Gefahrenquellen wie Risse im Eis oder nahende Eisbären möglichst früh zu erkennen. Es ist ein enormer logistischer Aufwand. Das AWI steckte in den vergangenen Jahren viel Zeit in die Vorbereitung und Koordination. Jetzt wird es Zeit, dass es losgeht, sagen sowohl Expeditionsleiter Rex als auch Kapitän Schwarze. „Wir freuen uns wahnsinnig drauf“, so Rex.
Pionier Nansen macht es vor 125 Jahren vor
Wenn alles nach Plan läuft, wird das Schiff im September 2020 in der Framstraße bei Spitzbergen wieder in offene Gewässer kommen. Vor 125 Jahren hatte ihnen der Norweger Fridtjof Nansen mit seinem Forschungssegler „Fram“ diese Eisdrift vorgemacht. Doch lassen sich die Expeditionen ansonsten kaum vergleichen: Nansen hatte nur einfachstes Messgerät an Bord, auf der Polarstern füllen Messinstrumente rund 30 Container, vom Tauchroboter bis zum Quadrokopter. Und: Nansen war drei Jahre lang unterwegs, solange soll Mosaic nicht dauern. „Dann haben wir die falsche Strömung erwischt“, scherzt der Kapitän.
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Dr. Katharina Weiss, Communications Manager MOSAiC am Alfred-Wegener-Institut (AWI), Telefon +49 (0)471-4831-2008, E-Mail: katharina.weiss@awi.de.
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Foto 1: Im September startet die Polarstern zu ihrer bislang längsten Expedition in die Arktis. Ein Jahr wird das Schiff durch das Packeis driften – angedockt an eine Eisscholle. © Alfred-Wegener-Institut/Mario Hoppmann
Foto 2: Zur Vorbereitung auf die MOSAiC Expedition absolvierten die Wissenschaftler ein Sea and Ice Training in Finnland. © Alfred-Wegener-Institut/Roland Kerstein
Foto 3: Atmosphärenphysiker Markus Rex war an der jahrelangen Vorbereitung der MOSAiC-Expedition beteiligt und ist heute deren Leiter. © Alfred-Wegener-Institut
Foto 4: Stefan Schwarze ist seit 1990 auf der Polarstern tätig. Sieben Monate wird er bei dieser Expedition auf dem Schiff verbringen. © Alfred-Wegener-Institut/Claudia Pichler
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