
Auf Daten schnell zugreifen können: Covid-19 zeigt, wie entscheidend das in einer Pandemie sein kann. Das gilt auch für andere Erkrankungen. Deshalb wird bundesweit eine zentrale Forschungsdateninfrastruktur personenbezogener Gesundheitsdaten aufgebaut. Bremer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machen mit.
Der Forschungsantrag war schon eingereicht, da begann die erste Corona-Welle. Für die Direktorin des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), Professorin Dr. Iris Pigeot, war sofort klar: Genau jetzt müsste greifen, was sie gemeinsam mit anderen erst entwickeln will - eine nationale Infrastruktur aus Forschungsdaten mit personenbezogenen Gesundheitsdaten. Wer forscht wo zu Covid-19? Wer hat welche Ergebnisse gewonnen - und wie? Wenn diese Daten, einheitlich erhoben, anderen Forschenden zentral zugänglich gemacht werden könnten, wäre das immens hilfreich. Denn es wäre dann möglich, schneller Präventionsmaßnahmen zu entwickeln – im Fall Covid-19 etwa einen Impfstoff.
„Ein Traum, den wir jetzt angehen“
Noch sieht die Realität anders aus: Es gibt kein zentrales Register, an das Gesundheitsstudien gemeldet werden. Vereinfacht gesagt: „Daten werden in Studien gesammelt, aber niemand weiß davon“, erklärt die Bremer Professorin. Das inzwischen bewilligte Forschungsprojekt „NDFI4Health“ soll das jetzt ändern. In der nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) für Gesundheit („for Health“) sollen personenbezogene Gesundheitsdaten aus epidemiologischen und klinischen Studien sowie Untersuchungen zum Gesundheitswesen zusammenfließen und der gesamten Forschung dienen. Das Ziel: geteilte Daten, zentral und sicher zur Verfügung gestellt, zudem wiederverwendbar. „Es ist ein Riesenunterfangen“, sagt Iris Pigeot, die Co-Sprecherin des ausführenden Konsortiums ist, „und es ist ein Traum, den wir jetzt angehen.“ Dieser Traum wird durch die Digitalisierung möglich. „Jetzt haben wir die technischen Möglichkeiten. Es wäre fahrlässig, sie nicht zu nutzen.“
Vernetzte Gesundheits- und Umweltdaten sollen Zusammenhänge offenlegen
Derzeit investieren Bund und Länder fachübergreifend in die Entwicklung der nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Eine Mammutaufgabe, aber auch eine, die echte Chancen berge, so Iris Pigeot: So könnten eines Tages etwa vernetzte Gesundheits- und Umweltdaten Zusammenhänge offenlegen und helfen, reale Lebensbedingungen zu verbessern. „Und das“, sagt Iris Pigeot, „ist doch eine tolle Zukunftsvision.“