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2.6.2016 - Jann Raveling

Das Tor zur Neustadt – Kreative beleben einen Bremer Stadtteil

Kreativwirtschaft

Initiativen wie PAPP, KARTON oder KUKOON schaffen Begegnungsstätten für Bewohner

Schwere Polstermöbel wie aus den 60ern, Palettentische, dazu chillige Klänge und der Ausblick auf das grüne Ufer der kleinen Weser: Das Café KARTON in der Bremer Neustadt lädt mittags wie abends zum Verweilen ein. Keine hundert Meter weiter ändert sich das Bild. Dort, wo die Wilhelm-Kaisen-Brücke aus der Bremer Innenstadt in die Neustadt mündet: eine viel befahrene Straßenkreuzung mit einem kaum genutzten öffentlichen Platz. Und direkt daran, das PAPP, Bar und Imbiss.

„Der Platz ist ein Riesengeschenk“, sagt Nicolas Hirschmann. Zusammen mit Timo Schumacher betreibt er das PAPP und KARTON – was die Namensähnlichkeit erklärt. Ein Geschenk deshalb, weil es wenig Orte in der Neustadt gibt, die so einen hohen Durchgangsverkehr haben, so exponiert liegen. Jahrelang hat niemand das Potenzial gesehen, den Platz zu nutzen gewusst.

Mit dem PAPP möchte Hirschmann diese Fläche nun regelmäßig bespielen. Erfolgreiches Beispiel: Ein alternativer Weihnachtsmarkt „Lichter der Neustadt“ im Winter 2015, der den dunklen Platz in ein helles Lichtermeer verwandelte. Im Winter 2016 wurde der Markt erfolgreich wiederholt - eine Tradition wird geboren. Was mit dem Ort noch passieren soll? Kleine Feste, Flohmärkte oder Kulturveranstaltungen kann sich Hirschmann hier gut vorstellen. Mit dem PAPP ist der gastronomische Grundstein dafür gelegt.

Auch im KARTON finden regelmäßig Veranstaltungen statt, ob Theateraufführungen, Workshops und Seminare, Repaircafés oder Kleiderbörsen. Es ist ein Ort des soziokulturellen Austauschs – jeder ist eingeladen. Der Raum liegt in der Alten Schnapsfabrik, wo sich knapp zwanzig Agenturen und kreative Unternehmen angesiedelt haben. Sie alle nutzen den KARTON für Meetings und Veranstaltungen – „wir inspirieren uns hier gegenseitig mit neuen Ideen, hier passiert etwas, das hat sich rumgesprochen“, sagt Hirschmann.

Hirschmann und seine Mitstreiter haben zuvor das beliebte Kulturzentrum Dete geführt, das nach Ende der Zwischennutzung des ehemaligen Möbelhauses Deters im Juli 2014 seine Pforten schloss. Das Ende der Dete zog eine Unterschriftenaktion mit 2.000 Unterstützenden zum Erhalt des Kulturzentrums nach sich. Ein Beweis für die große Beliebtheit – und den großen Bedarf. Und gutes Argument für den Neustart als KARTON 2015.

Lebendiges Netzwerk für einen attraktiven Stadtteil

Die beiden Orte stehen exemplarisch für die Neustadt: Hier tut sich was. Die Akteure dieses Wandels haben sich in einem Netzwerk zusammengefunden, vis-à-vis heißt es. Darin „alteingesessene“ Kulturinstitutionen der Neustadt, wie die Shakespeare Company, die Weserburg, die Hochschule Bremen oder die Schwankhalle ebenso wie neue Akteure, etwa die Panama Bar, die Kulturküche oder die Bar Gastfeld. Obwohl nur locker organisiert, vereint alle der Wunsch, gemeinsam etwas Neues zu schaffen. „Die Hilfsbereitschaft ist großartig untereinander, wir sehen uns nicht als Konkurrenten“, sagt Hirschmann etwa.

Ähnlich sieht es auch Artur Ruder, einer der acht Geschäftsführer des Kollektivs KUKOON. Das soziokulturelle Zentrum will die Bremer Kulturlandschaft – und insbesondere das Buntentorviertel – aktiv mitgestalten und stadtteilübergreifend ein gemischtes Publikum einladen. Und so locken hier seit Anfang 2015 neben Gastronomie Tanzkurse, Vorträge, multikulturelle Festivals und vieles mehr. „Wir sehen hier eine Bewegung im kulturellen Raum, getragen von einer einzigartigen Subkultur. Das hat schon vor einigen Jahren begonnen und nach und nach erweitert sich das Angebot, wie bei einer Spirale“, so Mitgründer Artur Ruder. Er sagt aber auch: Es ist noch Luft nach oben.


Grüner Daumen - selbstorganisiert

Nicht nur neue kulturelle und kreative Angebote, auch ein schöneres Stadtbild steckt hinter der Initiative Ab geht die Lucie. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, der betonierte Brachfläche Lucie-Flechtmann-Platz neues Leben einzuhauchen. Seit 2013 stehen hier im Frühling und Sommer Pflanzbeete, in denen jeder Bremer Nutz- und Zierpflanzen anbauen kann. Urban Gardening nennt sich das, der grüne Daumen der Neustädter. Seit Neuestem sogar mit eigenem Bienenvolk.

Einfacher Zugang zu kulturellen Angeboten

Ob KUKOON, KARTON oder Ab geht die Lucie – hinter all den Angeboten stecken engagierte Köpfe. „Mir ist es wichtig, mein Umfeld zu gestalten. Es gibt viel kreatives Potenzial hier, was nur darauf wartet, die richtigen Chancen zu erhalten. Ich wünsche mir noch mehr Austausch untereinander, um den lebendigen Vibe hier zu verstärken“, sagt der gebürtige Münchener und Wahl-Neustädter Hirschmann.

Eine Bewegung, die aus der Bevölkerung selbst kommt – selbstorganisiert, aus eigenem Antrieb. Genau das macht für Hirschmann auch den Reiz aus. „Ich bin den Bremer Behörden sehr dankbar, sie haben sich sehr bemüht, Aktionen wie das Lichtermeer möglich zu machen“, sagt Hirschmann. Gesamtwirtschaftlich betrachtet sei es aber gerade für junge Menschen oder solche ohne guten finanziellen Hintergrund schwer, ein eigenes Unternehmen zu gründen und sich durch die Bürokratie zu kämpfen. „Es gibt viel kreatives Potenzial, was nur darauf wartet, loszulegen“ – gerade auch in der Bremer Neustadt.


Das KARTON stellt auch für Unternehmen Workshop- und Seminarraum zur Verfügung. Die legere, gemütliche Atmosphäre lädt zu kreativem Denken ein und hilft Unternehmen, aus dem Alltag herauszukommen und frische Ideen zu finden.

Das KARTON ist Dienstag bis Samstag von 11-22 Uhr geöffnet.

Das PAPP ist Dienstag bis Samstag von 19 Uhr an geöffnet.

Das KUKOON ist Dienstag bis Samstag ab 16 Uhr geöffnet.


Was Kreative in Bremen sonst noch so machen, erfahren Sie auf der Übersichtsseite Kreativwirtschaft

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