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22.1.2024 - Annemarie Meyer

Die Zeit rennt: Wie Wissenschaftler:innen in Bremen ihren Beitrag zur Erforschung des Klimawandels leisten

Wissenschaft

5 Forscher:innen, die sich den Themen Nachhaltigkeit und Klima widmen

Unsere Interviewpartner:innen im Überblick © WFB/Jonas Ginter

Geballte Kompetenz aus Bremen: Durch das weit verzweigte Netzwerk aus Forschungseinrichtungen gilt die Hansestadt als erstklassiger Standort für Wissenschaft und Technologie. Dabei forschen kluge Köpfe in Bremen abseits vom Elfenbeinturm, denn Wissenschaft und Wirtschaft sind eng miteinander verbunden. Wer sind die Expertinnen und Experten, die an zukunftsweisenden Themen und Technologien arbeiten?

Flutkatastrophe im Ahrtal, Waldbrände in Griechenland, schmelzende Eismassen an der Arktis und Hurricanes auf den Phillipinen – der Klimawandel hinterlässt weltweit seine Spuren. Doch wie wenden wir den Klimawandel ab? Was sind effektive Maßnahmen? Wir stellen fünf Wissenschaftler:innen vor, die in der Bremer Forschungsszene ihre berufliche Heimat gefunden haben – und in ihrem Fachgebiet zur Erforschung des Klimawandels beitragen.

5 Bremer Wissenschaftler:innen mit Forschungsschwerpunkt Klimawandel

1. Lieblingspflanze? Eindeutig die Mangrove!
    Dr. Véronique Helfer

Eine Frau mit zurückgesteckten grauen Haaren lächelt in die Kamera. Sie steht in einem großen, hellen Raum und stützt sich auf einen brusthohen Glaskasten, in dem sich Pflanzen befinden.
© WFB / Jonas Ginter

Am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) GmbH forscht Véronique Helfer als Senior Scientist in unterschiedlichen Projekten zum Ökosystem Mangrove. Die Mangrove ist eine Pflanze, die vor allem an tropischen Küstengewässern und Flussmündungen wächst. Dank ihres komplexen Wurzelsystems und ihrer hohen Salztoleranz bieten sie einen hohen Widerstand gegen die Gezeiten und werden als Wälder zwischen Meer und Land bezeichnet. Und dies erfährt Helfer hautnah, wenn sie bei der Feldarbeit hüfttief im Schlamm versinkt oder bis zum Hals durch einen Kanal voll Wasser watet, um die Struktur und Prozesse dieser Ökosysteme zu untersuchen. Sie analysiert Umwelt-DNA, mittels derer Änderungen der Artenzusammensetzung oder der Transport und Austausch von organischem Material zwischen Küstenökosystemen deutlich werden. „Wir versuchen auch, in die Vergangenheit zu reisen, indem wir das Archiv von uralter DNA zu Rate ziehen, die tief im Sediment gespeichert ist“, erklärt Helfer. Sie möchte mit ihren Erkenntnissen dazu beitragen, Ökosysteme unter sich ändernden Umweltbedingungen besser zu verstehen und so den Klimaschutz im Bereich der Sicherung und Schutz von Küsten mithilfe von Mangroven weiter voranzutreiben.

2. Schiffsrecycling als Teil der Blue und Circular Economy
    Prof. Dr. Raimund Bleischwitz

Prof. Dr. Raimund Bleischwitz ist wissenschaftlicher Geschäftsführer am ZMT. © WFB/Rathke

… ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) sowie Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen. Zu seinem Fachgebiet zählt die Kreislaufwirtschaft, bei der der Lebenszyklus von bestehenden Materialien und Produkten durch Wiederverwendung und Recycling so lange wie möglich gehalten wird. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Wirtschaftssystem der Blue Economy, zu der alle Industriezweige und Sektoren gehören, die eine Verbindung zu Ozeanen, Meeren und Küsten besitzen. Aktuell widmet er sich mit einer Kurzstudie über Schiffsrecycling in Bremen. Am meisten schätzt Bleischwitz den Kontakt mit den Menschen vor Ort und gemeinsam etwas zu bewirken und Lebensbedingungen der Bevölkerung vor Ort zu verbessern. Darüber hinaus sieht auch er Potenzial „über eine Blue Economy mit Aquakultur, Ökotourismus und offshore-erneuerbaren Energien die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.“ Zudem möchte er die Klimakatastrophe verhindern, indem er ebenfalls das Ökosystem Mangrove untersucht, inwiefern dieses Kohlenstoff speichert und die Klimakatastrophe verhindern kann.

3. Eine brennende Erdkugel auf dem Freimarkt
    Prof. Dr. habil. Veronika Eyring

Eine Frau mit schulterlangen Haaren steht lächelnd in einem langen, hellen Flur mit Fenstern auf der linken und Türen auf der rechten Seite.
© WFB / Jonas Ginter

Neben ihrer Professur für Klimamodellierung an der Universität Bremen ist Veronika Eyring zusätzlich Abteilungsleiterin am Institut für Physik der Atmosphäre am DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) in Oberpfaffenhofen. Eyring forscht zu Klimamodellierung und Modellbewertung mit Erdbeobachtungsdaten einschließlich der Entwicklung und Anwendung von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) für belastbare Klimavorhersagen und Technologiefolgenabschätzungen. „Unsere Forschung ist gesellschaftlich hoch relevant, da sie die Basis für wissenschaftsfundierte Handlungsalternativen politischer Entscheidungsträger bietet. Es ist deshalb wichtig, die Ergebnisse zu kommunizieren“, findet Eyring. Als Vertreterin der Klimaforschungsgemeinschaft hat sie 2022 bei der Weltklimakonferenz COP27 in Sharm-El-Sheik (Ägypten) eine Rede gehalten und einen eindeutigen Appell ausgesprochen. Wie sie Bremerinnen und Bremern die Problematik des Klimawandels mit einem Erdglobus, unter dem ein großes Feuer brennt, näherbringen möchte, ist im Interview nachzulesen.

4. Aus Frankreich nach Bremen
    Dr. Julie Meilland

Zwischen zwei Regalreihen steht eine Frau in einem weißen Kittel in einem Laborraum und blickt auf einen gläsernen Behälter, den sie hochhält.
© WFB / Jonas Ginter

Den weiten Weg aus Frankreich nach Bremen hat Julie Meilland gefunden. Sie ist Postdoktorandin am Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM) und arbeitet dort mit den „planktischen Foraminiferen", sehr kleinem Plankton aus der Wassersäule des Ozeans. Besonders die Teilnahme an ozeanographischen Schiffsexpeditionen sorgt bei Meilland für Begeisterung: „Die Entdeckung der Antarktis und der Arktis ist unvergesslich für mich. Ich fühle mich auch sehr privilegiert, wenn ich mein kleines Plankton dabei beobachte, wie es etwas Besonderes tut oder etwas, das nicht oft beobachtet wurde.“ Meilland untersucht die Entwicklung von Meeresorganismen, die für das Gleichgewicht des Ökosystems im Kontext des Klimawandels wichtig sind. Sie stellt sich Fragen wie: Wo leben die Foraminiferen? Sind sie häufiger oder seltener anzutreffen? Was können diese Lebewesen uns über das Klima in der Vergangenheit sagen und können sie uns helfen, die Zukunft besser zu verstehen? Je besser Forscher:innen wie Meilland verstehen, wie Organismen auf Temperaturunterschiede reagieren, desto besser können politische Entscheidungen abgeleitet werden.

5. Weltenbummler
    Prof. Dr. Rainer Hartmann

Ein Mann mit kurzen Haaren und Brille steht lächelnd auf einer Straße. Er trägt einen grauen Mantel.
© WFB / Jonas Ginter

Professor für Marketing und Management in Freizeit und Tourismus sowie Prodekan und Studiengangsleiter für den Masterstudiengang „Internationaler Studiengang nachhaltige Freizeit- und Tourismusentwicklung" (Master of Arts) an der Hochschule Bremen. Der Schwerpunkt seiner Tourismusforschung liegt unter anderem auf Regionalstudien zum nachhaltigen Tourismus, Tourismus in Afrika sowie Stadtmarketing und Städtetourismus. Hartmann unterstreicht, wie wichtig eine die Tourismus- und Freizeitgestaltung für die Gesellschaft ist: „Mit der Erarbeitung nachhaltiger Konzepte für den Tourismus werden positive wirtschaftliche und soziale Effekte für die Zielregionen erzeugt“. Dennoch muss der Tourismus nachhaltiger gestaltet werden, da er einen großen Beitrag zu den klimaschädlichen Treibhausgasen leistet. Im Interview verrät er einige Beispiele, um zu einem nachhaltigen Tourismus beizutragen, wie sein Freimarkt-Stand aussehen würde und was den geborenen Bassumer nach den Jahren des Weltenbummelns zur Rückkehr nach Bremen bewegt hat.

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05.04.2024
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Dr. Regina Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) in der Angewandten Philosophie an der Universität Bremen. Sie forscht und lehrt in den Bereichen der angewandten Ethik, Digitalethik, Medizinethik sowie zu den Themen Gerechtigkeit und feministischer Theorie.

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Polarforschende müssen sich für ihre Arbeit im Eis und in den Ozeanen auf hochpräzise Messgeräte, Sonden und Sensoren verlassen. Für Entwicklung, Bau und Wartung dieser Technik verfügt das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven jetzt über ein eigenes Zentrum inklusive Tauchbecken und Teststand für Bohrgestänge.

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