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14.6.2021 - Jann Raveling

Die neuen Pläne für den Vegesacker Bahnhof

Stadtentwicklung

Offen und integriert – so sieht das Nutzungskonzept für den Bahnhof in Bremen-Nord aus

Mehr als 150 Jahre alt - das Bahnhofsgebäude in Vegesack
Mehr als 150 Jahre alt - das Bahnhofsgebäude in Vegesack © WFB/Pusch

1862 wurde die Bahnstrecke Bremen-Burg–Bremen-Vegesack eröffnet und mit ihr auch der Bahnhof in Vegesack. Auch wenn immer noch Züge auf der Strecke fahren - das zweistöckige Backsteingebäude in unmittelbarer Nähe zum Vegesacker Hafen steht heute weitestgehend leer und Bedarf einer Sanierung.

Wer heute einen Blick auf das Bahnhofsgebäude wirft, der macht das nur im Vorbeigehen. Rund 7.000 Pendlerinnen und Pendler umrunden jeden Tag den Bau, um von Bahnhofsvorplatz zu den Gleisen zu gelangen. Nur ein schmaler, schlecht einsehbarer Durchgang führt zum Ziel. Gerade abends oder im Winter ein (Angst-)Raum mit wenig Aufenthaltsqualität – man möchte so schnell wie möglich vorbei.

„Die Situation ist nicht optimal. Zusammen mit der Sanierung wollen wir das Gelände einladender gestalten und in die Stadt integrieren“, sagt Jürgen Opielka, Projektleiter in der Abteilung Immobilien und Bau der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Die WFB verwaltet die Immobilie für die Eigentümerin, die Stadt Bremen. Im Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa hat sich die WFB deshalb mit Konzepten zur Revitalisierung der Immobilie beschäftigt und mit den Planungen zur Sanierung begonnen.

Im Wandel begriffen: Das Areal rund um den Vegesacker Bahnhof und den Hafen
Im Wandel begriffen: Das Areal rund um den Vegesacker Bahnhof und den Hafen © WFB/Pusch

Warum wird der Bahnhof Vegesack umgebaut?

Eine Sanierung des Gebäudes ist dringend notwendig, um die Substanz zu erhalten. Im Zuge des zunehmenden Leerstands in den vergangenen Jahren (so schloss die Gaststätte Muddys etwa im Januar 2020) bot sich die Chance, über eine umfangreiche Modernisierung und damit auch ein neues Nutzungskonzept nachzudenken. In Abstimmung mit der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa entschied sich die WFB deshalb dazu, ein komplett neues Nutzungskonzept für den gesamten Bahnhof zu entwerfen.

Dabei war es allen Beteiligten wichtig, dass die neue Nutzung nur mit dem direkten Umfeld zusammen funktioniert und dieses in die Nutzung einbezogen werden soll. Das gesamte Quartier inklusive der Nachnutzung des ehemaligen Haven Höövt-Geländes soll von der Belebung des Bahnhofsgeländes profitieren.

Grundlage für alle Überlegungen war zudem eine bahnhofsnahe Nutzung – denn die täglichen Pendlerinnen und Pendlern stellen die größte Gruppe an Nutzerinnen und Nutzern. Ein weiteres Kriterium war es, die Aufenthaltsqualität auf dem Bahnhofsgelände auch in den Nachmittag- und Abendstunden zu erhöhen und so das Quartier nachhaltig zu beleben.

Wie sehen die Konzepte zur Revitalisierung des Vegesacker Bahnhofs aus?

Das Gebäude soll künftig wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Reisende nutzen wieder die alte Wartehalle, die jahrelang leer stand. Neben Wartebereichen könnten hier ein Kiosk und Sanitäranlagen entstehen sowie eine DHL Packstation, sodass Pendlerinnen und Pendler ihre Pakete auf dem Heimweg mitnehmen. Zudem findet sich hier Platz für ein Reisezentrum der Deutschen Bahn und der BSAG. Das bisherige BSAG-Gebäude auf dem Vegesacker Bahnhofsvorplatz könnte damit frei werden.

Neben einem Aufenthaltsbereich könnten nach bisherigen Ideen im Erdgeschoss des Bahnhofs zudem ein gastronomisches Angebot sowie ein kleiner Supermarkt entstehen, der zur Nahversorgung beiträgt. „Im ersten Geschoss ist dann noch Raum für eine gewerbliche Nutzung. Möglich wäre hier zum Beispiel eine Art Fitnessstudio mit Kursangeboten. Zusammen mit dem gastronomischen Angebot würde das Gebäude so auch in den Abendstunden genutzt werden“, sagt Opielka, der zusammen mit dem Team der Abteilung Immobilien und Bau der WFB das Konzept ausgearbeitet hat.

Das historische Gebäude soll künftig unter Denkmalschutz gestellt werden, inklusive des Anbaus, der im Jahr 1915 hinzukam. Die überdachte Durchgangsfläche hinter dem Bahnhof fällt dann weg, da niemand mehr um das Gebäude herumgehen muss, um zu den Gleisen zu gelangen. Die dort entstehende Freifläche kann dann neu genutzt werden. „Wir könnten uns dort zum Beispiel ein neues Gebäude vorstellen“, so Opielka.

Auch eine Überdachung des Bahnhofsgebäude-Eingangs sei denkbar, so der Architekt. Das würde das Gebäude besser in das Stadtbild integrieren. Wichtig bei alledem: Das sind erste Ideen und Konzepte – noch keine finalen Beschlüsse.

Der Bahnhof soll künftig unter Denkmalschutz stehen
Der Bahnhof soll künftig unter Denkmalschutz stehen © WFB/Pusch

Was passiert im Umfeld der Immobilie?

Auch wenn das umliegende Gelände nicht von der WFB verwaltet wird, beziehen das Immobilienteam die Entwicklungen auf den Bahnhofsvorplatz oder rund um das ehemalige Einkaufszentrum Haven Höövt mit in ihre Überlegungen ein. „Der Bahnhof muss mit dem Umfeld zusammen funktionieren. Er ist Teil des Ortes“, stellt Opielka fest. Die WFB befindet sich deshalb bei ihren Planungen in regelmäßigen Austausch mit der Stadtplanung oder dem Vegesacker Beirat.

Erste Ideen haben sie bereits – etwa eine Bebauung des Bahnhofsvorplatzes, eine neue Hochwasserschutzanlage mit erhöhter Aufenthaltsqualität und eine bauliche Verbindung zum Wohnquartier „Zum Alten Speicher“, das an der Stelle des ehemaligen Haven Höövt entsteht. „Wir wollen mit unseren Ideen Impulse geben für das Quartier, Ideen, was einmal entstehen könnte“, so Opielka. Diese Ideen seien jedoch unabhängig von den Planungen für das Bahnhofsgebäude selbst.

Wie ist der Stand der Planungen und das weitere Vorgehen?

Bisher befinden sich alle Ansätze im Ideenstadium. Klar ist: Das Bahnhofsgebäude soll saniert und modernisiert werden.

Nach dem Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa an die WFB, ein Sanierungs- und Nutzungskonzept auszuarbeiten, wurde das Konzept nun im Vegesacker Beirat vorgestellt. Der nächste Schritt ist der Beschluss des Umbaukonzepts durch die Wirtschaftsdeputation im Juni 2021.

Anschließend kann eine Ausschreibung starten, um ein verantwortliches Architekturbüro zu finden, das dann mit der Detailplanung beginnt. Dieser Prozess wird voraussichtlich im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein. Wann die Bauarbeiten beginnen, steht bisher noch nicht fest. Eine erste grobe Kostenschätzung geht von einem Investitionsaufwand in Höhe von drei Millionen Euro aus.

Am Bahnhof steht ein Teil der Skulpturenreihe „Ankunft und Abschied“ von Thomas Recker
Am Bahnhof steht ein Teil der Skulpturenreihe „Ankunft und Abschied“ von Thomas Recker © WFB/Pusch

Was passiert in der Zwischenzeit?

Die WFB möchte einen weiteren jahrelangen Leerstand der Immobilie vermeiden. Aus diesem Grund plant sie eine Zwischennutzung. Noch in diesem Jahr entsteht im Bahnhofsgebäude ein Digital Impact Lab. Bereits zwei dieser Labore werden in den Stadtteilen Gröpelingen und Neue Vahr erfolgreich umgesetzt. Sie sollen Menschen den Umgang mit modernen, digitalen Medien erleichtern und allen Bevölkerungsgruppen zugänglich machen. Der Lernort bietet dazu ein breites Programm aus Kursen und Workshops, Meetings, Vorträgen und freien Nutzungszeiten. Jede und jeder kann sich so sich selbst an neuen Digitalthemen wie 3D-Druck, Gaming, Social Media oder ähnlichem ausprobieren, sowohl im beruflichen wie auch privaten Kontext.

Die Digital Impact Labs richten sich an die gesamte Stadtgesellschaft – jede und jeder ist willkommen. Sie knüpfen enge Beziehungen zu den übrigen Akteuren im Quartier und bieten auch Hilfe für lokale Kleinunternehmen. Die Labs werden organisiert vom M2C Institut für angewandte Medienforschung GmbH an der Hochschule Bremen.

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