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23.2.2023 - Mona Fendri

„Als ich zum ersten Mal an einer Espressomaschine stand, wusste ich: Ich möchte nur noch Kaffee machen“

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Juli liebt Kaffee mit dem Tourismuspreis 2022 als Bremer „Gastgeberin des Jahres“ ausgezeichnet

Das Team von Juli liebt Kaffee mit dem Tourismuspreis
Das Team von Juli liebt Kaffee freut sich über den Tourismuspreis 2022 in der Kategorie Bremer „Gatsgeber:in des Jahres“. © WFB / Jan Rathke

Ein gemütlich-moderner Innenraum mit warmleuchtendem Licht über jedem Tisch, Kakteen und viele andere Pflanzen schmücken die sonst schlicht gehaltenen Wände. Die Gäste machen es sich an Zweier- oder Vierertischen oder auch am Tresen gemütlich, während vor ihren Augen der heiße, duftende Kaffee zubereitet wird. Eine Mitarbeiterin serviert mit einem fröhlichen Lächeln das Frühstück: Ein Instagram-würdig angerichtetes Avocadocreme-Brot mit poschiertem Ei und Feldsalat lässt den hungrigen Besucher:innen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wer bei Juli liebt Kaffee einkehrt, kann sich auf einen Schmaus für Auge und Gaumen gefasst machen.

Ende 2022 wurde das kleine Stadtteilcafé mit dem Tourismuspreis 2022 der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und der Erlebnis Bremerhaven GmbH als stadtbremische „Gastgeberin des Jahres“ ausgezeichnet. Mit seinem gemütlichen Flair, seiner hochwertigen Kaffeeauswahl und seinem besonderen Frühstücksangebot lädt Juli liebt Kaffee sowohl Bremer:innen als auch Bremen-Gäste zum Verweilen ein.

Julia liebt Kaffee

„Es ist der Traum eines jeden Cafébesitzers, einer jeden Cafébesitzerin, dass an einem Wochentag der Laden schon morgens voll ist.“ Stolz lässt Inhaberin und Namensgeberin Julia Kerwat den Blick durch ihr Lokal schweifen. Es ist Dienstagmorgen, 9.30 Uhr und tatsächlich ist fast jeder Tisch besetzt. „Das ist das größte Kompliment für alle, die hier arbeiten.“ Dass Juli liebt Kaffee ohne ihr Team nicht so erfolgreich geworden wäre, stellt Kerwat von vorne herein klar. Doch der Traum eines eigenen Cafés war ganz allein ihrer, und ohne Ausdauer und Entschlossenheit nicht möglich gewesen.

Nach der Realschule absolvierte Julia Kerwat erst einmal eine Ausbildung zur Industriekauffrau in Bremen. Nach drei Jahren bei einem Unternehmen für Isoliertechnik arbeitete sie noch ein halbes Jahr in der Luftfahrtbranche. Ein sehr spannender Bereich, wie sie selbst anmerkt, doch schon zu der Zeit war ihr klar: Sie möchte den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Die damals 20-Jährige kündigte ihre Stelle und zog für ein paar Monate nach Australien. „Das hat für mich alles verändert“, schwärmt die junge Frau. „Den letzten Monat habe ich in einem Café gearbeitet in Melbourne, das Kaffee-Mekka schlechthin. Dort ist Speciality Coffee geboren.“ Speciality Coffee bezeichnet die hochwertigste Kaffeequalität, bewertet von Expertinnen und Experten bei der Sichtung und Verkostung der Bohnen.

Julia Kerwat an der Kaffeemaschine
Julia Kerwat interessierte sich schon vor ihrem Studium für Speciality Coffee. © WFB / Jan Rathke

Zurück in Deutschland holte Kerwat ihr Abitur nach und studierte anschließend Handelsmanagement an der Hochschule Bremen. Nebenbei jobbte sie in einer Espressobar – das Ziel, in der Welt des Kaffees Fuß zu fassen, nahm langsam Form an. Das Produkt an sich faszinierte sie sehr: Die verschiedenen Variationen, die Aromen, doch auch die Nähe zu den Gästen war ihr wichtig. „Ich habe gemerkt, wie es den Gästen morgens einen positiven Schub gibt. Das kann den ganzen Tag beeinflussen und dieser Gedanke hat mich ergriffen“, erinnert sie sich an ihre Erfahrung in der Espressobar. „Und als ich zum ersten Mal selbst an der Espressomaschine stand, wusste ich: Ich möchte nur noch Kaffee machen.“

Der Weg zum eigenen Café

Parallel zu ihrem Studium fing Kerwat an, sich intensiver mit dem Thema Kaffee zu beschäftigen. Sie absolvierte ein Praktikum in einer Kaffeerösterei, wo sie im Vertrieb tätig war. Darüber hinaus belegte sie Kurse, nahm an Kaffeetouren in ganz Deutschland teil und erstellte einen Business Plan für ihr eigenes Café. Um ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen, arbeitete sie zudem als Barista im YellowBird Café in der Bremer Neustadt.

Im Mai 2018 war es endlich so weit: Kerwats Traum, das eigene Café zu eröffnen, konkretisierte sich, als sie durch einen Bekannten auf die Ladenfläche in der Straße Am Schwarzen Meer aufmerksam wurde. Dass es ein kleines Stadtteilcafé werden sollte, war ihr schon lange klar. „Stadtteile wie dieser sind sehr individuell, die Familien, die hier wohnen, die jungen Leute, es ist ein bestimmtes Einkommen vorhanden und genau das passt zu uns“, begründet sie ihre Entscheidung. „Wir wollten von Anfang an Stammkundinnen und -kunden haben, eine Kaffeefamilie, die wirklich immer zu uns kommt.“

So war der Mietvertrag schnell unterschrieben und Kerwat begann, die Location, unterstützt von einer befreundeten Innendesignerin, nach ihren Vorstellungen zu gestalten und zu renovieren. Noch bevor die damalige Studentin ihre Bachelorarbeit fertiggestellt hatte, eröffnete sie Juli liebt Kaffee.

Wohlfühlort für Frühstücksfans und Kaffeebegeisterte

Juli liebt Kaffee lockte sehr schnell viele Neugierige an. Besonders junge Menschen waren vom gemütlich-modernen Ambiente des Cafés und den liebevoll angerichteten Speisen angetan. „Wir haben von Anfang an sehr großen Wert daraufgelegt, dass unsere Brote, unser Kaffee schön gestaltet sind und alles auf den Tellern und in den Tassen gut aussieht“, erklärt die Café-Besitzerin. „Dann kamen die ersten Gäste, die das Essen fotografierten, und es auf Instagram verbreiteten. Innerhalb von wenigen Wochen hatten wir sehr viele Follower:innen auf Social Media.“

Doch nur von schönen Bildern wird man nicht satt. Die Qualität der Frühstücksbrote, der Süßspeisen und natürlich des Kaffees überzeugt Bremer:innen und Touristinnen und Touristen, Frühstücksfans und Kaffeeconnaisseurs gleichauf. Im Sortiment hat Juli liebt Kaffee Speciality Coffee von Röstereien aus ganz Deutschland, von denen Kerwat einen großen Teil bereits auf den Kaffeetouren kennenlernte, an denen sie in ihrer Studienzeit teilnahm. Auch regionale Produkte wie Kalles Coffee Roasters und Cross Coffee hat das hippe Café im Angebot. Es sei ihr ein Anliegen, Bremer Röstereien zu unterstützen, so die Kaffeeliebhaberin.

Regionalität spielt auch beim Frühstücksangebot eine wichtige Rolle. „Die Eier bekommen wir von einem Bauernhof aus Stuhr, das Brot kommt aus Walle, die Milch und der Joghurt aus Lilienthal“, zählt Kerwat auf. Dabei sucht sie höchst persönlich ihre Lieferantinnen und Lieferanten aus und legt großen Wert auf das Tierwohl. Die hohe Qualität spiegelt sich in den Speisen wieder: „Wir kriegen von unseren Gästen sehr oft zu hören, dass das Essen sehr besonders und gut ist“, so die Inhaberin.

Innenraum von Juli liebt Kaffee
Das gemütliche Café Am Schwarzen Meer lädt zum Verweilen ein. © WFB / Jan Rathke

Juli liebt Bremen

Inzwischen kommen nicht mehr nur Stammkundinnen und -kunden in das kleine Stadtteilcafé, sondern auch Touristinnen und Touristen. „In den Sommermonaten ist es sehr auffällig“, freut sich Kerwat. Oft werden sie und ihr Team von Bremen-Besucher:innen nach Tipps gefragt, was man in der Hansestadt alles machen könne, auch Restaurantplätze hätten sie schon für ihre ortsfremden Gäste reserviert. Für die Wahlbremerin eine große Freude, Touristinnen und Touristen die Stadt näher zu bringen. „Ich finde, Bremen hat so schöne Orte, zum Beispiel den Schnoor oder die Böttcherstraße. Aber auch am Wasser kann man vieles entdecken“, so Kerwat begeistert. „Und Kaffee spielt in Bremen natürlich eine historisch wichtige Rolle. Durch diese Speciality-Coffee-Szene wird das Thema inzwischen auch wieder neu belebt.“

Bremer „Gastgeberin des Jahres 2022“

Um Projekte und Konzepte auszuzeichnen, die den Tourismus im Land Bremen fördern, organisierte im November 2022 die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gemeinsam mit der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und der Erlebnis Bremerhaven GmbH den ersten Tourismuspreis Bremen und Bremerhaven. Vergeben wurde der mit jeweils 10.000 Euro dotierte Preis in vier Kategorien, unter anderem „Gastgeber:in des Jahres“ für Projekte und Unternehmen, die sich in besonderem Maße um die Zufriedenheit der Gäste, herausragende Servicequalität und/oder Arbeitsplatzattraktivität kümmern.

„Als ich vom Tourismuspreis erfuhr und besonders von dieser Kategorie, wusste ich: Wir müssen uns bewerben“, erinnert sich die Caféinhaberin. „Ich dachte, wir hätten eine gute Chance, weil wir inhabergeführt und individuell sind, klein, aber sehr erfolgreich in Bremen.“ Auch die Teamdynamik und der Servicegedanke aller Café-Mitarbeitenden seien laut Kerwat ausschlaggebend für den Sieg gewesen. „Meine Mitarbeiter:innen sind alle sehr unterschiedlich, aber haben sehr gut verstanden, wofür der Laden steht. Ich glaube, es ist wichtig, Leute zu haben, die begeisterungsfähig sind. Ich nehme sie immer mit auf diese Reise. Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt.“

Und tatsächlich konnte sich Juli liebt Kaffee gegen namhafte Mitbewerber:innen durchsetzen und die Trophäe mit nach Hause nehmen. „Dieser Preis war die absolute Belohnung für alles, was wir durchgestanden haben und ein Zeichen, dass wir auf jeden Fall weitermachen müssen“, schwärmt Kerwat.

Dabei soll das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro das Café unterstützen. Das Geld möchte Kerwat unter anderem einsetzen, um Prozesse zu optimieren, in eine neue Kaffeemaschine zu investieren und das Branding noch sichtbarer zu gestalten, zum Beispiel in Form von Team-T-Shirts. „Nach der schweren Coronazeit bringt uns dieses Preisgeld auf jeden Fall etwas Entspannung“, so die Cafébesitzerin.
Auch in Zukunft möchte Julia Kerwat ihren Gästen das bestmögliche Caféerlebnis bieten und sie mit ihrer Freude und Leidenschaft anstecken. Eine Herzensangelegenheit sei ihr, dazu beizutragen, die Gastronomiebranche wieder in ein positiveres Licht zu rücken. „Das Image der Branche hat leider gelitten und ich finde es wichtig zu zeigen, wie schön der Beruf ist, vor allem in diesem Umfeld, mit den tollen Gästen und Produkten. Es ist nicht nur eine Zwischenstation, es ist ein toller Job. Man wird in keinem Beruf der Welt so schnell und direkt wertgeschätzt. Das ist wirklich motivierend“, schließt die Gastgeberin des Jahres mit Begeisterung ab.

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