Homeoffice oder Büro? Das Silicon Valley kann sich beides vorstellen
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Das Homeoffice ist in den vergangenen Monaten für Viele zur Normalität geworden. Einige Unternehmen aus dem Silicon Valley kündigten an, auch in Zukunft teilweise oder komplett auf das Homeoffice zu setzen – etwa Twitter oder Facebook, das von einem Anteil von 50 Prozent Mobilarbeit bis 2025 ausgeht. Was wird dabei aus den Campus und Bürotürmen, in denen Zehntausende beschäftigt sind?
Einen innovativen Ansatz verfolgt der Cloud-Dienstleister Dropbox. Er nennt sein neues Arbeitsmodell „Virtual First“. Das Homeoffice wird zur Normalität für alle Angestellten, darüber hinaus gibt es an den ehemaligen Standorten des Unternehmens verteilt „Dropbox Studios“. Diese Orte sind der Teamarbeit gewidmet – es sollen Kreativlabore entstehen, in denen Angestellte zusammenkommen, wenn sie sich im Team treffen wollen, um etwa gemeinsam Aufgaben zu lösen. Darüber hinaus weicht das Unternehmen den Standard-Arbeitstag auf, sodass Angestellte flexibler arbeiten können, und erarbeitet Tools, die das gemeinsame Arbeiten über Distanz erleichtern sollen. Damit mochte Dropbox die Vorteile des Homeoffice mit den Vorteilen von Bürostrukturen verbinden – denn gerade die mangelnden Möglichkeiten kreativen Teamarbeitens werden im reinen Homeoffice immer wieder kritisiert.
Für die Unternehmen des Valley hat der hohe Homeoffice-Anteil gleich mehrere Vorteile. Neben den geringeren Kosten pro Mitarbeitenden für Miete und Büroausstattung können sie Angestellte überall rekrutieren – und sind nicht auf die San-Francisco-Bay-Area beschränkt. An Orten mit niedrigeren Lebenshaltungskosten können die Techkonzerne auch weniger zahlen – und manche gehen gar soweit, Angestellten, die aus dem Valley aufgrund der neuen Homeoffice-Regelungen wegziehen, das Gehalt zu kürzen.
Aber nicht alle sehen der neuen Working-from-Home-Welt uneingeschränkt positiv entgegen – steigende Burn-out-Gefahr aufgrund von Überarbeitung ist eine der Bedenken. Die Metropolitan Transportation Commission der Bay Area machte vor kurzem sogar den Vorschlag, die Drei-Tage-Office-Woche offiziell einzuführen, um den Verkehr zu verringern und Klimaziele einzuhalten. Dem setzte sich die lokale Politik klar hingegen, unter anderem mit den Hinweis, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen darunter leiden würden, da diese oft nicht über die entsprechenden Möglichkeiten verfügten wie die großen Techkonzerne.
Einen weiteren Einwand bietet Steelcase, ein Hersteller von Büromöbeln aus Michigan. Mit einem nachvollziehbaren Eigeninteresse hat das Unternehmen zahlreiche Studien zusammengestellt, die zeigen sollen, dass sich das reine Homeoffice nachteilig auf Produktivität auswirkt und auf Dauer zu geringerer Leistungsfähigkeit führt. Aber auch der Möbelproduzent sieht kein Back-to-Business nach der Pandemie. Das Unternehmen forscht intensiv am Arbeitsplatz der Zukunft, auch in Zusammenarbeit mit zahlreichen Hochschulen weltweit, darunter der LMU München. Was dabei herauskommt, ähnelt dem Ansatz von Dropbox: Eine Flexibilisierung des Arbeitslebens. Angestellte sollen die Chance haben, frei zwischen Homeoffice und Büro zu wählen und am Arbeitsplatz flexiblere Räume vorfinden. Diese sollen den Wechsel zwischen Einzelarbeit und Kreativer Teamarbeit erleichtern, neue Raumarrangements ermöglichen – kurz den Nutzerin und den Nutzer stärker in den Fokus des Arbeitens stellen.
Nutzerzentriertes Design ist hier das Stichwort der Zeit. Das bedeutet auch mehr Kollaboration, mehr Zusammenarbeit über Firmenebenen hinweg, zum Beispiel, in dem sich eine Firma Raum mit einer anderen teilt und es dabei auch zum Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Angestellten kommen kann. In dieser Entwicklung sieht das Silicon Valley eine große ökonomische Zukunft und die Chance, mit eigenen Plattformen digitale Dienstleistungen darumherum anbieten und Geld verdienen zu können.