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29.2.2024 - Jann Raveling

Briefe aus Vietnam: Ausgabe Winter 2024

Internationales

Informationen und Wissen rund um Wirtschaft und Investitionen in Vietnam

Länderbrief Vietnam - TItel
© WFB

Welche Vorteile haben Investitionen in das Land, die China nicht bietet? Wie attraktiv sind deutsche Produkte für den vietnamesischen Markt? Zwei Themen aus unserem Vietnam-Newsletter im Winter 2024 – außerdem: Ein Blick auf die aktuelle Konjunkturentwicklung in Fernost.

Aus Ho-Chi-Minh-Stadt berichtet Huong Thi Hoang, Direktorin unseres Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land. Wollen Sie diesen Brief regelmäßig als Newsletter erhalten? Dann melden Sie sich hier an.

Unsere Themen im Winter 2024:

Interview mit Graf Ludwig Westarp zu Chancen in Vietnam

Länderbrief Vietnam - Westarp
Vietnamexperte Ludwig Graf Westarp © Westarp

Wo steht Vietnam heute, wenn es um attraktive Investitionsstandorte in Südostasien geht? Welche Vorteile hat das Land, die China nicht bietet? Wie attraktiv sind deutsche Produkte für den vietnamesischen Markt? Wie sicher ist das Land beim Schutz geistigen Eigentums?

Dies sind einige der Fragen, die sich jedes Unternehmen stellen muss, wenn es in Asien und speziell Vietnam Fuß fassen will. Antworten darauf hat Ludwig Graf Westarp. Er leitet beim Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) das Vietnam-Büro.

Update grünes Vietnam: Wasserstoff-Strategie verabschiedet und CO2-Zertifikatsmarkt angeregt

Windkraft
VIetnam bietet viel Potenzial für Windkraft - und daraus produzierten Wasserstoff © unsplash/Nguyen

Erneuerbare Energien gelten auch in Vietnam als ein wichtiger Zukunftsmarkt. Dazu zählt auch der Aufbau einer Wasserstoffökonomie (wir berichteten im letzten Newsletter ausführlich). Nun wurde eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, die eine Produktionskapazität von 100.000 bis 500.000 Tonnen H2 bis 2030 und 10 bis 20 Millionen Tonnen bis 2050 avisiert. Sie ist ein Schritt hin zu einem grüneren Vietnam und damit ebenso ein Bekenntnis zu grünen Technologien wie der Plan der vietnamesischen Regierung, einen CO2-Zertifikatsmarkt einzuführen. Dieses Vorhaben wurde im Januar 2024 vorgestellt und befindet sich noch in den Planungen, konkrete Maßnahmen gibt es noch nicht.

Auf der internationalen Klimakonferenz COP28 in Dubai im Winter 2023 schaffte es Vietnam zudem, sich einen Kreditrahmen von 15 Milliarden Dollar bei Investor:innen aus den G7-Staaten einzuräumen, der darauf abzielt, die Nutzung von Kohle bei der Energieerzeugung zu verringern.

Neben dem Thema Energieerzeugung macht sich Vietnam auch daran, die Nachhaltigkeit der Gewerbeflächenentwicklung zu erhöhen und erste grüne Gewerbeparks an den Start zu bringen. Angesichts der steigenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit der Lieferketten westlicher Unternehmen (Lieferkettengesetz, Nachhaltigkeitsberichtspflicht), müssen auch Unternehmen und Standorte in Vietnam ihre Standards heben, um konkurrenzfähig zu bleiben.

In Deutschland beteiligt sich unter anderem das deutsche GIZ Energy Support Programme der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH daran, das Land in der Erschließung und im Ausbau des Potenzials erneuerbarer Energien zu unterstützen.

Vietnams Exporte und Importe erholen sich nach schwachem Jahr

Stadtansicht
Ho-Chi-Minh-City ist eines der wirtschaftlichen Zentren des Landes und zieht Investor:innen an © unsplash/Nguyen

Auch eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt ist vor Konjunkturabkühlungen nicht gefeit – und je enger Vietnam in internationale Wirtschaftskreisläufe eingebunden wird (etwa durch Freihandelsabkommen), desto stärker wirken sich diese Effekte aus. 2023 zeigte dies besonders deutlich: So wuchs die Wirtschaft nur noch um 4,7 Prozent (Vorjahr: 8 Prozent), Importe und Exporte gingen sogar um rund 9 Prozent zurück. Betroffen waren davon fast alle Warengruppen, ausgenommen landwirtschaftliche Güter, Eisen und Stahl sowie Kamera-Elektronikkomponenten.

Für dieses Jahr wird mit einer Erholung der Konjunktur gerechnet. Daran dürften auch die Foreign Direct Investments ihren Anteil haben. Im Gegensatz zur allgemeinen Konjunkturentwicklung nahmen diese auch im vergangenen Jahr deutlich zu und stiegen um 32 Prozent auf 36,6 Milliarden US-Dollar an. Daran hatten vor allem neue Projekte einen bedeutenden Anteil, wobei die Sektoren Verarbeitendes Gewerbe, Immobilien, Stromerzeugung und Finanzen das größte Interesse der Investorinnen und Investoren weckte.

Besonders die Elektronikindustrie setzt stark auf Vietnam. Schon seit Jahrzehnten gibt es riesige Fabriken von Intel oder Samsung im Land. Allein im vergangenen Jahr kündigten mehrere internationale Hersteller:innen oder Primärzulieferunternehmen umfangreiche Investitionen an: Die chinesischen Apple-Zulieferer Foxconn (246 Millionen Dollar), Goertek (280 Millionen Dollar) und Luxshare (330 Millionen Dollar) oder der koreanische Halbleiterproduzent Hana Micron, der mit einer Milliarde Dollar bis 2025 plant.

Besonders aus China schnellten die Investitionen in den vergangenen Jahren hoch (auch dank der China plus-eins-Politik, wir berichteten) und werden in den kommenden Jahren weiter steigen, so die Erwartungen. So kündigte etwa der Autobauer BYD an, 269 Millionen Dollar investieren zu wollen. Neben Elektronik ist auch das Thema Infrastruktur ein wichtiges bei den Auslandsinvestitionen, neben Stromerzeugung gehört dazu auch die Logistik, allein in die Hafeninfrastruktur sollen Milliarden fließen.

Am Ende bleibt nur die Frage, ob diese Investitionen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in Vietnam beitragen. Denn gerade bei den Hochtechnologie-Investitionen entstehen zwar große Fabriken und viele Arbeitsplätze, die Vorprodukte, Maschinen und Anlagen und das Know-how kommen jedoch häufig von außerhalb. Es gibt wenige vietnamesische Zulieferunternehmen in der Produktionskette. Das führt dazu, dass die Produktivität im Land kaum steigt, es entsteht wenig Fertigungs-Know-how, da ausländische Investor:innen primär im Land aktiv sind, um die niedrigen Löhne ausnutzen. Ultimativ entsteht die Gefahr, in die „Middle Income Trap“ zu rutschen.

Mit einer Diversifizierung und Investitionen in Bildung versucht das Land, dieser Entwicklung entgegenzuwirken (wir berichteten), der Weg dorthin ist jedoch lang.

Werder Bremen und Vietnam: Ein Match made im Fußballhimmel

Kinder vor Schule
Schulen standen im Terminkalender bei der Werder-Reise in ferne Land © WFB

Grün soll in Vietnam künftig nicht nur die Energieerzeugung werden, auch das sportliche Herz der Vietnamesinnen und Vietnamesen soll grün(-weiß) schlagen. Im Zuge der Internationalisierung der deutschen Fußball-Liga DFL macht sich der Fußballclub SV Werder Bremen mit Unterstützung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH auf, in Vietnam für Ballsport und Bewegung zu begeistern.

Erste gegenseitige Besuche fanden im November 2023 statt. Während zwei vietnamesische Fußballinfluencer mitsamt ihres digitalen Millionenpublikums die Hansestadt besuchten, ging es für Werder Bremen nach Fernost. Bei einer Reise besuchten Vertreter des Vereins Schulen im ganzen Land, informierten sich über Entwicklungsprojekte und legten den Grundstein für eine künftige Partnerschaft. Ziel: Brücken bauen und für Bewegung und Ballsport im Alltag begeistern.

Mehr über die Aktion in unserem Artikel: „Fußball als Türöffner in Fernost“

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